Gelnhausen gedenkt der Pogromnacht mit bewegender Fotoausstellung
Gelnhausen erinnert mit einer Fotoausstellung an die Pogromnacht. Eröffnung am 9. November in der ehemaligen Synagoge. Eintritt frei.

Gelnhausen gedenkt der Pogromnacht mit bewegender Fotoausstellung
In Gelnhausen wird in diesen Tagen ein wichtiges Gedenken an die Reichspogromnacht gefeiert. Das Projekt „Nie gefragt – nie erzählt“, welcher vom Förderverein Rabbinerhaus Gelnhausen ins Leben gerufen wurde, setzt ein starkes Zeichen gegen das Vergessen. Vom 9. bis 23. November wird in der ehemaligen Synagoge Gelnhausen die Fotoausstellung „Jüdisches Leben in Deutschland heute“ des Fotografen Rafael Herlich zu sehen sein. Diese Ausstellung wird mit Porträts aus dem Buch „Nie gefragt, nie erzählt“ von Hans Riebsamen ergänzt, die 31 jüdische Familien in ganz Deutschland abbilden.
Der Stück für Stück aufgebaute Ort der Erinnerung wird nicht nur durch die Ausstellung geprägt. Besondere Veranstaltungen an den Eröffnungstagen unterstreichen die Bedeutung dieser Initiative. So wird die Ausstellung am 9. November mit einer Einführung und Lesung von Hans Riebsamen, Rafael Herlich und Katharina Fertsch-Röver eröffnet, bei der Bürgermeister Christian Litzinger die Gäste begrüßt. Dieses Datum ist keineswegs zufällig gewählt, markiert es doch den Beginn der Pogromnacht im Jahr 1938, als systematische Ausschreitungen gegen Jüdinnen und Juden im Deutschen Reich stattfanden.
Eine dunkle Vergangenheit
Die Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurde als „Reichskristallnacht“ in die Geschichte eingehen. Organisierte Gewalt gegen jüdische Menschen, angestiftet von führenden Nationalsozialisten wie Adolf Hitler und Joseph Goebbels, führte zu einem beängstigenden Höhepunkt der Diskriminierung. Ihr Vorwand war das Attentat des polnischen Juden Herszel Grynszpan auf den deutschen Diplomaten Ernst vom Rath am 7. November 1938. Die darauf folgenden Gewalttaten führten zur Zerstörung von Synagogen, Geschäften und kulturellen Einrichtungen und die Ermordung von bis zu 2000 Menschen, während über 30.000 jüdische Männer in Konzentrationslager verschleppt wurden, als bundesarchiv.de dokumentiert.
Obwohl der 9. November ein furchtbares Kapitel der Geschichte darstellt, bietet die Ausstellung in Gelnhausen die Möglichkeit, Fragen zu stellen und mit Zeitzeugen über ihre Erfahrungen zu sprechen. Hiermit leisten die Veranstalter ihren Beitrag zur Erinnerungskultur in der Gegenwart und Zukunft. Die Gespräche mit Holocaust-Überlebenden und deren Nachfahren schaffen eine wertvolle Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart.
Vielfalt im Judentum
Im Rahmen der Ausstellung sind auch verschiedene Vorträge geplant, die sich mit der Vielfalt des Judentums und der Erinnerungskultur auseinandersetzen. So wird am 13. November Niko Deeg über „Die wunderbare Vielfalt des Judentums“ referieren und am 18. November wird Prof. Dr. Wolfgang Benz aus seinem Buch „Exil – Geschichte einer Vertreibung 1933-1945“ lesen. Diese Veranstaltungen bieten den Besuchern nicht nur Einblicke in die kulturelle und religiöse Dimension des Judentums, sondern auch in die Suche nach Identität und gemeinsamer Geschichte.
Am 23. November wird zudem Prof. Dr. Michel Müller das Nutzungskonzept für das ehemalige Rabbinerhaus in der Brentanostraße 12 vorstellen. Das Ziel ist es, diesen Ort als Gedenkstätte und Lernort für Demokratie zu etablieren.
Die Ausstellung hat täglich von 16 bis 19 Uhr geöffnet, und der Eintritt ist frei. Dies ist eine besondere Gelegenheit für alle, sich aktiv mit der Geschichte auseinanderzusetzen und den Opfern der Pogromnacht zu gedenken. Die Erinnerungsarbeit ist in Zeiten, in denen Antisemitismus wieder auf dem Vormarsch ist, relevanter denn je.
Durch das Engagement des Fördervereins Rabbinerhaus Gelnhausen wird ein gewaltiges Augenmerk auf das jüdische Leben und die Bedeutung der Erinnerung gelegt. Jeder Besuch dieser Ausstellung leistet einen Beitrag zu einem respektvollen und verantwortungsbewussten Umgang mit unserer Geschichte.