Rostende Gefahr: 1,6 Millionen Tonnen Munition bedrohen Nord- und Ostsee!
Rostende Gefahr: 1,6 Millionen Tonnen Munition bedrohen Nord- und Ostsee!
Kiel, Deutschland - In der deutschen Nord- und Ostsee liegen schätzungsweise 1,6 Millionen Tonnen konventioneller Kriegsmunition auf dem Grund, und das macht die Lage zwar brisant, aber nicht aussichtslos. Wie die Borkener Zeitung berichtet, wird die gesamte deutsche Ostsee als munitionsbelastet angesehen, was Geologe Jens Greinert vom Kieler Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung (Geomar) bestätigte. Die Hotspots für die gefährliche Munition stammen aus den von den Alliierten nach dem Zweiten Weltkrieg ausgewiesenen Versenkungsgebieten, und dort rosten Granaten, Torpedos, Bomben und Minen bereits seit 80 Jahren.
Das Problem ist ernst: Diese Munition setzt krebserregende Sprengstoffe wie TNT frei. Expertinnen und Experten aus 16 Ländern haben sich jüngst auf der Tagung „Munition Clearance Week“ in Kiel getroffen, um über die Beseitigung von Kampfstoffen aus dem Meer zu diskutieren. Dabei war auch der Schutz kritischer Infrastrukturen in Nord- und Ostsee ein zentrales Thema. Die Kieler Werft TKMS plant, eine schwimmende Entsorgungsplattform für Munitionsaltlasten vorzustellen.
Bergung startet im Sommer
Die Bundesregierung hat ein Sofortprogramm zur Bergung von Munitionsaltlasten mit einem Budget von 100 Millionen Euro ins Leben gerufen, was zeigt, dass die Sache ernst genommen wird. Im September sollen drei Bergungsunternehmen im Auftrag des Bundesumweltministeriums mit der Bergung von Weltkriegsmunition in der Lübecker Bucht beginnen. Informationen, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegen, deuten darauf hin, dass die Bergung frühestens im Sommer beginnen soll, auch wenn der genaue Startzeitpunkt noch unbekannt ist, wie Euwid Recycling berichtet.
Schließlich soll die Pilotphase, die auf die Lübecker und Mecklenburger Bucht fokussiert ist, etwa sechs Monate dauern. Hierbei hat man genaue wissenschaftliche Kriterien herangezogen, um die Standorte für die Probebergungen auszuwählen. Vor Beginn der Bergungen werden zudem Informationsveranstaltungen für die Bevölkerung geplant, um Transparenz zu schaffen.
Ein Blick in die Zukunft
Jens Greinert hat Hoffnungen geäußert, dass die deutschen Ostseegewässer bis Ende der 2040er Jahre munitionsfrei sein könnten, wobei jedoch genügend finanzielle Mittel erforderlich sind. Die Bergung birgt nicht nur Chancen, sondern auch Risiken; Wissenschaftler haben Explosivstoffe in der Nähe bekannter Lagerstätten im Wasser sowie in Fischen nachgewiesen. Jennifer Strehse vom Kieler Institut für Toxikologie und Pharmakologie berichtete, dass zwar Spuren von TNT nachgewiesen werden konnten, diese jedoch in geringen Konzentrationen vorliegen. Aktuell bestehen keine Gesundheitsgefahren für den Menschen durch den Verzehr belasteter Fische, wobei das Risiko steigen könnte, wenn weiterhin Schadstoffe ins Meer gelangen.
Die nächsten Schritte sind klar, und die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren. Wenn alles nach Plan verläuft, könnte sich in den kommenden Jahren viel ändern. So wird immer deutlicher, dass nicht nur der Wille, sondern auch das nötige Know-how vorhanden ist, um den Munitionsaltlasten im Meer zu Leibe zu rücken.
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Ort | Kiel, Deutschland |
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