Bad Vilbel im Aufruhr: Rechenzentren statt Möbelhäuser!
Wetteraukreis: Vantage Data Centers plant zwei neue Rechenzentren in Bad Vilbel, Anwohner äußern Bedenken zur Informationspolitik.

Bad Vilbel im Aufruhr: Rechenzentren statt Möbelhäuser!
In Bad Vilbel, einer kleinen Stadt im Wetteraukreis, bahnt sich ein großes Projekt an: Vantage Data Centers plant den Bau von zwei Rechenzentren auf einem weitläufigen Grundstück von zehn Hektar. Der Verkauf des Geländes an das Unternehmen ist bereits vollzogen, und die Vorfreude auf das innovative Vorhaben vermischt sich mit einer gehörigen Portion Skepsis seitens der Anwohner. Bei einem Informationsabend, an dem etwa 50 Besucher teilnahmen, wurden zahlreiche Fragen zu Themen wie Lärmbelästigung, Schadstoffemissionen und den Energiebedarf erhoben. Viele Bürger äußen ihre Unzufriedenheit über die Informationspolitik der Stadt, die ihrer Meinung nach weit hinter den Erwartungen zurückbleibt. Laut FNP befindet sich das Projekt erst in einer frühen Phase, auch wenn der erste Schritt bereits im Februar 2025 mit dem Aufstellungsbeschluss zum Bebauungsplan gemacht wurde.
Die Anwohner sind besonders besorgt über die Lärmemissionen der geplanten Kühlaggregate, die tagsüber nicht mehr als 55 Dezibel und nachts nicht mehr als 40 Dezibel erzeugen dürfen. Auch die Ausstattung der Rechenzentren, die voraussichtlich 80 bis 100 Dieselgeneratoren für den Notbetrieb umfassen werden, sorgt für Diskussionen. Die geschätzte Energieversorgung von 160 Megawatt aus dem Umspannwerk in Rendel weckt Ängste über den steigenden Energieverbrauch und die damit verbundenen Risiken für die Umwelt. Es wird jedoch betont, dass das Kühlsystem kein weiteres Wasser zum laufenden Betrieb benötigt, was zumindest in puncto Wassermanagement positiv zu werten ist.
Ein Umbruch in der Stadtentwicklung
Ein weiterer Aspekt, der die Diskussion anheizt, ist der gescheiterte Bau eines Möbelhauses der Kette Segmüller. Dieses Projekt, das eine Verkaufsfläche von 45.000 Quadratmetern und eine Höhe von bis zu 28 Metern vorgesehen hatte, wurde aufgrund massiver Bedenken von Anwohnern und Nachbarkommunen aufgegeben. Die Stadt einigte sich auf die Zahlung von 16 Millionen Euro an Segmüller, um das Grundstück zurückzuerhalten. Bürgermeister Sebastian Wysocki sieht in der Situation „neue Perspektiven“ für die Gebietsentwicklung – und das Rechenzentrum könnte hier der Wegweiser sein. Laut Hessenschau wird großes Interesse an einer zeitnahen Veräußerung des Grundstücks erwartet, zu einem Preis über dem Bodenrichtwert von 38 Millionen Euro.
Das Rechenzentrum, das als potenzielles Projekt diskutiert wird, könnte eine willkommene Möglichkeit bieten, um den Verkehrsfluss in der Stadt zu reduzieren. So berichtet Irene Utter, die Ortsvorsteherin, von einem deutlich geringeren Verkehrsaufkommen im Vergleich zu einem Möbelhaus. Auch die Grünen im Stadtparlament begrüßen die Entscheidung, fordern aber gleichzeitig mehr Wohnraum. Jens Matthias von den Grünen hebt die „Rechenzentrum-Strategie“ hervor und schlägt vor, die Abwärme der Rechenzentren für Schulen oder Wohnhäuser zu nutzen.
Nachhaltigkeit im Fokus
Dem steigenden Energiebedarf von Rechenzentren wird zunehmend mehr Beachtung geschenkt. Laut einem Bericht des Umweltbundesamts beläuft sich der weltweite Energiebedarf in diesem Bereich auf Schätzungen zwischen 200 und 1.000 Terawattstunden pro Jahr. Dies bedeutet eine erhebliche Verantwortung für die Betreiber, die ermutigt werden, ihren Strombedarf zu minimieren und die Energieeffizienz zu steigern. Der Blaue Engel für Rechenzentren setzt Maßstäbe und FORDERT eine langfristige Strategie zur Verbesserung der Effizienz.
Insgesamt wird die Planung und der Bau der Rechenzentren in Bad Vilbel sowohl als Chance als auch als Herausforderung gesehen. Die kommenden Monate werden zeigen, inwiefern die Bedenken der Anwohner ernst genommen werden und wie das Projekt letztlich in der Stadt kommuniziert wird.