Hanau verliert Großstadt-Status: Drohen jetzt finanzielle Einbußen?
Hanau verliert seinen Großstadt-Status aufgrund neuer Zensus-Zahlen. Auswirkungen auf Förderungen und Stadtentwicklung sind erheblich.

Hanau verliert Großstadt-Status: Drohen jetzt finanzielle Einbußen?
In Hanau wird die Stimmung trübe, denn die Stadt verliert ihren begehrten Großstadt-Status. Laut dem Primavera24 weist die Zensus-Erhebung 2022 eine Bevölkerung von nur rund 93.000 Einwohnern aus. Damit liegt Hanau über 9.000 Einwohner unter den vorher geschätzten Zahlen und bleibt deutlich unter der benötigten Grenze von 100.000, um als Großstadt zu gelten.
Der Widerspruch der Stadt gegen diese neuen Zensus-Daten wurde vom Hessischen Statistischen Landesamt zurückgewiesen, was die Situation zusätzlich kompliziert. Der Abstieg von Hessens kleinster Großstadt zur größten Kleinstadt steht damit in Aussicht. Dies zieht nicht nur ein neues Image nach sich, sondern hat auch finanzielle Konsequenzen: weniger Geld vom Land, geringere EU-Förderungen und mögliche Einschnitte bei Amtsbezügen zeichnen sich ab.
Die Reaktion der Stadtverwaltung
Oberbürgermeister Claus Kaminsky (SPD) zeigt sich enttäuscht über die Entscheidung und hält die Zensus-Zahlen für unverständlich und nicht plausibel. Ein Vergleich mit den vorherigen Daten des Jahres 2011, die das HSL 2022 noch bestätigt hatte, führt zu Verwirrung. Die Methodik des Zensus, die auf Stichprobenbaukästen von nur 10 % der Bevölkerung basiert, wird sowohl von Kaminsky als auch von anderen Risiken als unzureichend erachtet. Ein Gespräch mit dem HSL zur Klärung dieser Zahlen ist für Mitte August angesetzt.
Die Stadt hat in den letzten Jahren stark in kommunale Projekte investiert, die an den Großstadt-Status gebunden sind, darunter kommunale Wärmepläne und die Berufsfeuerwehr. Nun blickt Hanau mit Sorge in die Zukunft, da die neuen Einwohnerzahlen in diesem Kontext potenzielle finanzielle Einbußen in Millionenhöhe mit sich bringen könnten.
Der Blick nach vorne
Trotz der ernüchternden Nachrichten gibt es noch Hoffnung: Hanau behält die Möglichkeit, zum 1. Januar 2026 kreisfrei zu werden, was auch bei einer Einwohnerzahl unter 100.000 durch eine besondere Regelung gewährleistet wird. Kaminsky bezeichnet diese Regelung als „Lex Hanau“, was bedeutet, dass die Stadt auch ohne den Großstadt-Status eigenständig agieren könnte.
In der Stadt und darüber hinaus gibt es Anzeichen für ein anhaltendes Bevölkerungswachstum. Dazu zählen mehr Kita-Plätze und Grundschüler sowie ein höherer Bedarf an Frischwasser und Stromversorgung. Diese Indizien könnten für Hanau sprechen, auch wenn die aktuellen Daten des Zensus 2022 dem entgegenstehen. Der Zensus selbst verzeichnete deutschlandweit einen Rückgang, mit Hanau, das den größten Rückgang von minus 6,7 Prozent aufweist.
Insgesamt bleibt festzuhalten: Hanau steht vor einer neuen Herausforderung. Ob die Stadt aus dieser Situation gestärkt hervorgeht, bleibt abzuwarten, doch das Engagement der Bürger:innen und der Stadtverwaltung lässt zumindest darauf hoffen, dass das Beste aus den Umständen gemacht wird.