Studierende gestalten Gedenkort im ehemaligen Polizeipräsidium Kassel!
Studierende gestalten Gedenkort im ehemaligen Polizeipräsidium Kassel!
Königstor 33, 34117 Kassel, Deutschland - In Kassel tut sich etwas: Architekturstudenten der Uni Kassel haben sich zusammengetan, um kreative Konzepte für das ehemalige Polizeipräsidium am Königstor zu entwickeln. Die denkmalgeschützte Immobilie, die aus der wilhelminischen Zeit stammt, soll schon bald in eine Mischung aus Wohnen und Gedenken umgewandelt werden. Wie die HNA meldet, sind diese Entwürfe in Zusammenarbeit mit dem Studierendenwerk und Vertretern der Kreativwirtschaft entstanden. Dabei zeichnen sich die Konzepte durch ein hohes Maß an Innovation aus.
Mit einem klaren Fokus auf die Gedenkkultur, präsentieren die Studierenden zwei vielversprechende Entwürfe. Der erste, „reFocus“, von Max Schulz-Helbach und Edwin Koch, plant unter anderem eine Öffnung der denkmalgeschützten Fassade auf beeindruckende 6,50 Meter Breite und eine Besucherführung durch einen Kreativ-Store in den Innenhof. Besonders hervorzuheben ist der Lern- und Gedenkort, der durch einen „Weg der Gefangenen“ durch die Zellen im Originalzustand führt. Um die Bedürfnisse von Studierenden zu berücksichtigen, sollen zudem 100 Wohnungen in verschiedenen Wohnformen entstehen.
Ein Raum des Gedenkens
Der zweite Entwurf, „denkMal“, von Beyza Talia Gülyesil, Celina Röhl und Nina Schmerer, sieht vor, 70 Prozent des Gebäudes für Wohnnutzung in den Obergeschossen zu verwenden. Erd- und Kellergeschoss sowie der ehemalige Gefängnisflügel wären für Besucher zugänglich, und eine Gastronomie würde Wohn- und Gedenkbereiche miteinander verbinden. Eine Terrasse im Außenbereich und ein öffentlicher Veranstaltungsraum im überdachten Innenhof sollen zur Belebung des Bereichs beitragen. Die Entwürfe sind bis zum 28. Juni im Ausstellungsraum Orbit, Königstor 33 zu besichtigen, und die Türen stehen mittwochs, freitags und samstags von 17 bis 20 Uhr offen. Am 26. Juni findet zudem eine spannende Diskussionsveranstaltung zu historischen Orten und der Erinnerungskultur statt, die von Historiker Prof. Hubertus Büschel geleitet wird.
Besonders brisant wird die Thematik durch die Forderungen führender Vertreter der Kasseler Stadtgesellschaft nach einem Mahn- und Erinnerungsort für die Geheime Staatspolizei (Gestapo) im ehemaligen Polizeipräsidium. Der Gefängnisflügel, der bis 1999 von der Polizei genutzt wurde, wird Ende nächsten Jahres leergezogen, was die Dringlichkeit für eine Gedenkstätte noch einmal unterstreicht. Anders als in Städten wie Köln, Stuttgart oder Halle, die in der Vergangenheit Gedenkstätten an vergleichbaren Orten eingerichtet haben, gibt es in Kassel bisher nichts dergleichen. Ein offener Brief, unterzeichnet von Historikern, Wissenschaftlern der Universität und Kulturinstitutionen, hat sich an Kultusministerin Angela Dorn und Finanzminister Michael Boddenberg gewandt. Diese Initiativen zeigen, wie wichtig die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit für die Stadt bleibt.
Erinnern ist notwendig
Wie die Bundeszentrale für politische Bildung betont, bleibt die Erinnerung an das NS-Regime eine große Herausforderung. Der internationale Gedenktag für die Opfer des Holocaust, der am 27. Januar begangen wird, und andere Initiativen zeigen, dass Gedenkstätten wichtige Orte der Erfahrung und Erkenntnis sind. Die Bedeutung der Erinnerungskultur wird nicht nur als Lehre aus der Geschichte gewertet, sondern auch als Akt der Aufklärung über Menschenrechte sowie als notwendige Warnung vor gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit.
Die aktuellen Entwicklungen in Kassel stehen somit nicht nur für ein bemerkenswertes städtebauliches Projekt, sondern auch für die dringliche Notwendigkeit, die Erinnerungsarbeit zeitgemäß zu gestalten. Ein gelungener Mix aus Wohnen und Gedenken könnte dazu beitragen, sowohl die Lebensqualität als auch die kulturelle Erinnerung in Kassel zu fördern. Da liegt was an – und die Stadt könnte bald einen wichtigen Schritt in die richtige Richtung machen.
Details | |
---|---|
Ort | Königstor 33, 34117 Kassel, Deutschland |
Quellen |
Kommentare (0)