Bundeswehr verstärkt Schulbesuche: Militarisierung der Bildung?
Bundeswehr verstärkt Schulbesuche: Militarisierung der Bildung?
Wiesbaden, Deutschland - In den letzten Jahren hat die Bundeswehr ihre Präsenz an Schulen merklich ausgebaut. Dies ist eine Entwicklung, die auf großes Interesse stößt, in den Klassenräumen und Lehrplänen einen Platz zu finden. Im Jahr 2020 kam die Bundeswehr auf 2.717 Auftritte an Bildungseinrichtungen, ein Wert, der 2021 etwas sank auf 2.558. Doch ab 2022 nahmen die Besuche sprunghaft zu, mit 5.687 Einsätzen. Auch für das erste Halbjahr 2024 sind bereits 3.520 Termine eingeplant, was den Trend unterstreicht. Diese Besuche erstrecken sich über verschiedene Schularten, darunter Gymnasien, Oberschulen und Berufsschulen, und sollen die Schüler über sicherheitspolitische Themen informieren, wie die Webseite von Tixio berichtet (Tixio).
Was steckt hinter dieser Entwicklung? Der Anstieg der Besuche wird vor allem mit den Personalsorgen der Bundeswehr und dem russischen Überfall auf die Ukraine verbunden. In diesem Kontext äußert die Linksfraktion im Bundestag Bedenken. Die Bildungsexpertin der Linken, Nicole Gohlke, warnt davor, dass die Bundeswehr versuche, die Bevölkerung „kriegstüchtiger“ zu machen. Kritiker befürchten, dass diese Präsenz eine Militarisierung der Gesellschaft fördert, während die Koalition von Friedensinitiativen, der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) sowie kirchlichen Organisationen „Schulen ohne Militär“ fordert und ein verstärktes Augenmerk auf Friedensbildung legt.
Kontroversen um die Bundeswehr in Schulen
Der Streit um die Rolle der Bundeswehr in Bildungseinrichtungen ist nicht neu. Bereits in den 1980er Jahren gab es Konflikte um Friedenserziehung an Schulen. Die Kultusministerkonferenz sah sich in der Pflicht, Richtlinien für die Lehrerbildung zu entwickeln. Doch richtig durchgesetzt hat sich eine bundeseinheitliche Regelung bis heute nicht. Stattdessen gibt es unterschiedliche Dokumente und Abkommen, die oft unter sozialdemokratischer und christdemokratischer Führung entstanden sind (bpb).
Aktuell sind etwa 90 Jugendoffiziere in deutschen Schulen aktiv. Diese dürfen jedoch keinen direkten Werbedruck ausüben; ihre Aufgabe ist es, politische Bildung zu vermitteln. Laut dem ZDF hielten sie 2022 über 4.300 Vorträge vor mehr als 100.000 Schülerinnen und Schülern und sind auf Einladung der Schulen tätig (ZDF). Trotz des Werbeverbots gibt es unter den Kritikern den Tenor, die Bundeswehr habe in Schulen nichts verloren.
Ein verändertes Bild der Bundeswehr
Die öffentliche Wahrnehmung der Bundeswehr hat sich in den vergangenen Jahren gewandelt. Während viele Deutsche der Bundeswehr lange Zeit mit Distanz oder Gleichgültigkeit begegneten, ändern sich die Einstellungen seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine. Die Sicherheitslage in Europa ist angespannt, was ebenfalls den Zugang der Bundeswehr zu Schulen verstärken könnte. Gleichzeitig plant die bayerische Landesregierung, den Zutritt der Bundeswehr zu Schulen und Hochschulen zu erleichtern, um den Einfluss auf Forschung und Entwicklung zu sichern. Diese Schritte rufen Proteste von Friedensbewegungen und anderen Organisationen hervor, die eine Werbeaktion für den Militärdienst befürchten.
In diesem Strom von Diskussionen bleibt festzuhalten, dass der Zugang der Bundeswehr zu Schulen und die damit verbundene Auseinandersetzung um Friedensbildung und sicherheitspolitische Themen elterlicher und gesellschaftlicher Aufmerksamkeit bedarf. Die Partner von Bildungseinrichtungen stehen vor der Herausforderung, eine Balance zwischen der Vermittlung von Sicherheit und der Förderung von Friedensbildung zu finden.
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Ort | Wiesbaden, Deutschland |
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