Sommerliche Buchtipps: Joseph Schmidts bewegtes Leben entdecken!

Sommerliche Buchtipps: Joseph Schmidts bewegtes Leben entdecken!
Was gibt’s Neues in Karben? Die Stadt steht im Zeichen der Literatur, denn Michael Rettinger und Almut Rose-Köbe vom Literaturforum Karben haben einige spannende Buchtipps für den Sommer bereithalten. Besonders ans Herz legen kann Almut Rose-Köbe das Buch „Ein Lied in allen Dingen“ von Stefan Sprang, das lebhaft das bewegte Leben des jüdischen Tenors Joseph Schmidt nachzeichnet. Dieser war in den 1930er Jahren bekannt als Radiostar und das Lieblingskind des Publikums. Seine Flucht vor den Nazis führte ihn durch ganz Europa, bis er mit nur 38 Jahren in der Schweiz starb. Im Mittelpunkt des Romans steht das brisante Thema „Flucht“, das auch zur heutigen Zeit Resonanz hat.
Das Werk wird von Kritikern für seine atmosphärischen Szenen und den musikalisch-poetischen Klang gelobt. Joseph Schmidt wird als außergewöhnlicher Mensch und Künstler vorgestellt, dessen Lebensweg durch Höhen und Tiefen geprägt ist.
Ein spannendes Lebensbild
„Ein Lied in allen Dingen: Joseph Schmidt“ beschäftigt sich umfassend mit der Biografie des Tenors. Ablenkung fand Sprang, als er in der Wohnung eines Vormieters ein Doppelalbum mit Schmidts Hits sowie einen Artikel über dessen Lebensgeschichte entdeckte. So entstanden 329 Seiten, die Einblicke in Schmidts Leben geben. 1904 in einer deutschsprachigen jüdischen Familie in Davydivka geboren, wuchs er in Czernowitz auf. Mit finanzieller Unterstützung seines Onkels studierte Schmidt Gesang in Berlin und debütierte 1929 im Radio. Schnell avancierte er zum Star auf der Bühne und in Filmen, wurde sogar als „der deutsche Caruso“ bekannt.
Trotz seiner nur 1,54 Meter, die ihn anfangs als zu klein für die große Bühne erscheinen ließen, wurde er zum Publikumsliebling. Seine letzte Radio-Opernaufführung in Berlin fand am 20. Februar 1933 statt, eine Woche später folgte der Rundfunk-Ausschluss.
Die Flucht des Künstlers
Schmidts Flucht aus Deutschland war dramatisch. Nur einen Tag nach der Premiere seines Films „Ein Lied geht um die Welt“ musste er sich auf den Weg machen, floh erst nach Österreich und dann weiter nach Brüssel, als die Nazis die Macht übernahmen. Die Reise führte ihn weiter nach Nizza und schließlich in ein Schweizer Auffanglager, wo er im Jahr 1942 starb.
Sprangs Buch legt neben Schmidts außergewöhnlichen musikalischen Leistungen auch den Fokus auf die sozialen und historischen Kontexte seiner Zeit, wie das Berlin der 20er Jahre. Trotz mancher kritischer Stimmen zur Sprache des Buches, die als blumig beschrieben wurde, bleibt das Gesamtbild fesselnd und eindrucksvoll.
Michael Rettinger hingegen plant, sich mit Johann Gottfried Herders „Journal meiner Reise im Jahr 1769“ zu beschäftigen. Dieses signifikante literarisch-philosophische Dokument des 18. Jahrhunderts lässt Herders Opposition gegen Kant und die damalige Aufklärung erahnen. Bereits jetzt schaut das Literaturforum Karben auf ein abwechslungsreiches Programm für 2026, das sich auch mit Herders Gedanken auseinander setzen wird.
Insgesamt beweisen die Leseempfehlungen von Rettinger und Rose-Köbe, dass die Literatur uns stets an Regisseure und Zeitzeugen erinnert, die durch ihren Mut und ihr Talent auch die Schatten ihrer Zeit überwinden konnten. Ob man sich nun für die bewegte Fluchtgeschichte von Joseph Schmidt oder für Herders philosophische Ideen interessiert, die Auswahl ist vielversprechend und macht Lust auf mehr.
Für weitere Informationen über Schmidts bewegtes Leben und die vielen Facetten seines künstlerischen Schaffens, empfiehlt sich ein Blick auf die vollständigen Berichte: Giessener Allgemeine, BR Klassik und Historical Tenors.