Geheime Spuren im Haar: Forensische Toxikologie deckt Alkoholmissbrauch auf

Geheime Spuren im Haar: Forensische Toxikologie deckt Alkoholmissbrauch auf

Gießen, Deutschland - In der Welt der forensischen Wissenschaften gibt es spannende Entwicklungen, die für die Rechtsprechung und die Gesellschaft von großer Bedeutung sind. Prof. Sven Hartwig, ein renommierter Rechtsmediziner, hat im Rahmen einer Medizin-Seniorenvorlesung in Gießen eindrucksvoll dargestellt, wie Haaranalysen zur Klärung von Rechtsfragen beitragen können. Der Leiter des Instituts für Rechtsmedizin am Universitätsklinikum Gießen und Marburg (UKGM) beschäftigt sich seit seiner Promotion im Jahr 2004 intensiv mit der Erkennung von Alkoholkonsum durch Haaranalysen, einem Thema, das oft im Schatten anderer forensischer Techniken steht. Laut FNP gehört die forensische Toxikologie zu den Disziplinen, die die Wirkung und den Nachweis von Giften und Medikamenten im menschlichen Körper untersuchen.

Was genau macht die Haaranalyse so besonders? Haare speichern über längere Zeiträume Substanzen, wodurch sie wertvolle Hinweise auf den Konsum von Drogen oder Alkohol geben können. Diese Methode hat sich besonders bei der Feststellung von langfristigem Alkoholmissbrauch bewährt. Die Analyse von Haarproben kann nicht nur Abstinenzkontrollen und Drogendelikte aufdecken, sondern auch bei familienrechtlichen Streitigkeiten von großer Bedeutung sein. Insbesondere Alkoholkonsummarker wie Ethylglucuronid (EtG) und Ethylpalmitat (EtPa) liefern essenzielle Informationen über den Konsumverlauf.

Einblicke in die forensische Toxikologie

Die forensische Toxikologie hat sich seit ihren Anfängen im 19. Jahrhundert, als die ersten Vergiftungsfälle dokumentiert wurden, enorm weiterentwickelt. In den letzten Jahrzehnten sind über 20 Millionen toxische Substanzen erforscht worden, von denen rund 100.000 regelmäßig Anwendung finden. Die Analyse hat nicht nur die Klärung von Vergiftungsverdachtsfällen im Fokus, sondern auch die Einschätzung der Schuldfähigkeit oder die Fahrtauglichkeit von Personen, die unter Einfluss von Drogen stehen. Prof. Hartwig hebt hervor, dass Haaranalysen langfristige und verlässliche Ergebnisse in Gegensatz zu Blut- oder Urintests bieten, was sie zu einem wertvollen Instrument macht.

Besonders schwierig ist es laut Charité, chronische Alkoholkonsum zu diagnostizieren, da dies in der klinischen Praxis oft nicht einfach ist. Vor allem für die Erkennung von Frühstadien des Alkoholismus wären präzisere Nachweismethoden von Bedeutung. Die Arbeitsgruppe hat in den letzten Jahren z. B. die analytische Erfassung von Fettsäureethylestern (FSEE) in Haaren beschrieben, die direkte, nichtoxidative Produkte des Ethanolstoffwechsels darstellen.

Moderne Analyseverfahren und Herausforderungen

Die entwickelten Analyseverfahren in der forensischen Toxikologie umfassen immunchemische Methoden sowie quantitative und halbquantitative massenspektrometrische Verfahren. Bei Verdacht auf Drogenmissbrauch wird zunächst ein immunchemisches Screening durchgeführt, dessen positive Ergebnisse anschließend einer bewiesicheren chromatographischen Analyse unterzogen werden müssen, wie das Universitätsklinikum Bonn erklärt.

Die Vielschichtigkeit und der gesellschaftliche Relevanz der forensischen Toxikologie zeigt sich auch im Umgang mit über 20 Millionen bekannten toxischen Substanzen, die nicht nur in Einzelfällen von Bedeutung sind, sondern das gesamte Rechts- und Gesundheitssystem beeinflussen. Die Möglichkeiten, die die Haaranalyse bietet, sind groß, doch sie kommen mit Herausforderungen, etwa den Einflussfaktoren wie Haarfarbe, Haarkosmetik und UV-Strahlung, die die Analyseergebnisse beeinflussen können.

Insgesamt gibt es also viel zu entdecken bei der Verzahnung von Wissenschaft, Recht und Gesellschaft, und das Thema forensische Toxikologie mit dem Schwerpunkt auf Haaranalysen wird uns wohl noch lange beschäftigen.

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OrtGießen, Deutschland
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