DGG warnt: Geriatrische Weiterbildung für Orthopäden gefährdet Patienten!
DGG warnt: Geriatrische Weiterbildung für Orthopäden gefährdet Patienten!
Bad Nauheim, Deutschland - In der aktuellen Debatte um die geriatrische Zusatzweiterbildung kommt überraschend Bewegung auf. Die Deutsche Gesellschaft für Geriatrie (DGG) äußert scharfe Bedenken gegen den jüngsten Beschluss des Deutschen Ärztetags, die Weiterbildung auch für Orthopäden und Unfallchirurgen zu öffnen. Die DGG-Präsidenten betonen, dass die Schwerpunkte der Weiterbildung weiterhin auf der Inneren Medizin und Neurologie liegen sollten, um die Qualitätsstandards in der geriatrischen Versorgung zu gewährleisten. Bisher richtete sich die geriatrische Zusatzweiterbildung ausschließlich an Fachärzte für Innere Medizin, Allgemeinmedizin, Neurologie oder Psychiatrie, wie auch die Deutsche Gesellschaft für Geriatrie bestätigt.
Ein zentrales Argument der DGG ist, dass Fachärzte ohne eine fundierte Grundausbildung in diesen Bereichen nicht in der Lage sind, geriatrische Patienten adäquat zu versorgen. „Die Evidenz für hochwertige Geriatrie stammt überwiegend aus der Inneren Medizin oder Neurologie, sowie von spezifisch ausgebildeten Fachärzten in Geriatrie, die in anderen europäischen Ländern etabliert sind“, erklärt ein DGG-Sprecher. Darüber hinaus warnt die DGG, dass die Pflegequalität geriatrischer Patienten leiden könnte, wenn Fachärzte, wie Unfallchirurgen und Orthopäden, ohne entsprechende internistische oder neurologische Kenntnisse in der Geriatrie arbeiten.
Perspektiven und Facharztanerkennung
Die Frage, wie sich die geriatrische Versorgung entwickeln wird, bleibt spannend. Die DGG spricht sich klar für ein orthogeriatrisches Co-Management aus, um die Qualität der Behandlung hochbetagter Patienten zu optimieren. Akut-geriatrische Abteilungen sollten gemäß DGG-Vorgehen von Geriatern geleitet werden, die stark in der Inneren Medizin oder Neurologie verankert sind. In dem Zusammenhang wird auch angemerkt, dass eine 1,5-jährige Zusatzweiterbildung in der Unfallchirurgie nicht ausreiche, um die Bedürfnisse alterstraumatologischer Zentren zu berücksichtigen, wie im Bericht von der Ärztezeitung zu lesen ist.
In Deutschland beträgt die Weiterbildung für die Zusatzbezeichnung Geriatrie in den meisten Bundesländern 18 Monate. Eine Facharztanerkennung in Bereichen der unmittelbaren Patientenversorgung ist Voraussetzung. Diese Anerkennung kann in unterschiedlichen medizinischen Disziplinen erfolgen – von Allgemeinmedizin über Innere Medizin bis hin zu Neurologie und weiteren Bereichen. Ebenso werden in mehreren Bundesländern Kombinationen aus Facharzt und Geriatrie angeboten, was eine flexible Weiterbildung ermöglicht, wie sie auch in Ärztestellen erläutert wird.
Demografische Herausforderungen
Ein zusätzlicher Aspekt, der nicht unerwähnt bleiben sollte, sind die demografischen Daten. Im Jahr 2020 gab es in Deutschland rund 20.465 Menschen, die 100 Jahre oder älter waren. Davon waren 80% Frauen. Diese Zahlen verdeutlichen die wachsende Bedeutung der Geriatrie, da die Mehrheit der geriatrischen Patienten mindestens 80 Jahre alt ist und oft an mehreren Erkrankungen leidet. Der holistische Ansatz in der geriatrischen Behandlung, der die psychologischen und sozialen Aspekte ebenso einbezieht, ist dabei unverzichtbar.
Die DGG hat zudem angekündigt, mit den Landesärztekammern Gespräche zu führen, um eine Änderung der Muster-Weiterbildungsordnung in die entsprechenden Weiterbildungsordnungen zu integrieren. Dieses Vorgehen zielt darauf ab, künftige Weiterbildungsgestaltungen im Bereich Geriatrie gemeinsam zu evaluieren und sicherzustellen, dass die Qualität der geriatrischen Versorgung auch weiterhin leidenschaftlich gewahrt bleibt.
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Ort | Bad Nauheim, Deutschland |
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