Sitzmöbel in Groß-Gerau: Gewerbe spricht sich gegen Innenstadt-Projekt aus
Sitzmöbel in Groß-Gerau: Gewerbe spricht sich gegen Innenstadt-Projekt aus
Groß-Gerau, Deutschland - In Groß-Gerau ist ein Experiment zu Ende gegangen, das nicht nur die Stadtmöbel, sondern auch die Meinungen der Bürgerinnen und Bürger auf die Probe gestellt hat. Am 18. Juli 2025 gab die Stadtverwaltung bekannt, dass die testweise aufgestellten Sitzmöbel aus der Innenstadt entfernt werden. Grund für diese Entscheidung waren massive Bedenken der Gewerbetreibenden, denen der Abbau von Parkplätzen und die daraus resultierenden Umsatzverluste enorme Sorgen bereiteten. Laut fr.de wollte die Stadt mit diesem Projekt den Einzelhandel stärken und die Aufenthaltsqualität der Innenstadt erhöhen.
Die eingeführten 14 farbenfrohen Stadtmöbel gehörten zu dem Projekt „Transform-R“, das am 4. März 2025 gestartet wurde und vom Regionalverband FrankfurtRheinMain initiiert sowie durch das Landesprogramm „Straßen neu entdecken“ gefördert wurde. Die Möbel wurden den Städten kostenfrei als Leihgabe von Hessen zur Verfügung gestellt. Neben Groß-Gerau waren auch Hanau und Offenbach an diesem Pilotprojekt beteiligt, dessen Ziel es war, den Autoverkehr zu begrenzen und den Straßenraum zugunsten des nicht-motorisierten Verkehrs umzuverteilen.
Kritik und Rückmeldungen
Die ersten sechs Wochen waren für die Stadtverwaltung eine regelrechte Herausforderung, da über 1.000 Rückmeldezettel in einer Info-Stele eingeworfen wurden. Die Rückmeldungen umfassten sowohl Kritik als auch Vorschläge zur Verbesserung der Aufenthaltsqualität im Stadtzentrum. Bürger erhofften sich unter anderem mehr Parkplätze und die Schaffung einer Fußgängerzone in der Darmstädter Straße. Ein Onlinefragebogen zur Beteiligung soll in Kürze veröffentlicht werden, um das Interesse der Bevölkerung weiterhin einfließen zu lassen, berichtet da.news.
Aber nicht nur das Feedback war aufschlussreich. Verkehrsanalysen haben gezeigt, dass in den Abendstunden vor allem im Tempo-30-Bereich gefährliche Geschwindigkeiten von bis zu 100 km/h erreicht werden. Die Stadtverwaltung sieht hier Handlungsbedarf, um die Lärmbelastung für Anwohner zu reduzieren.
Die Reaktionen der Stadtverwaltung
Bürgermeister Jörg Rüddenklau zeigte sich enttäuscht über den Widerstand gegen das Projekt. Viele Geschäftsinhaber machten Druck, da sie die Sorge hatten, die Installation der Stadtmöbel würde potenzielle Kundschaft abschrecken. Zudem wurden Probleme mit der Nutzung der Infostele in der Innenstadt bemerkt, da viele Feedback-Zettel leer geblieben waren und auch Verschmutzungen festgestellt wurden. Trotz dieser Rückschläge beabsichtigt die Stadt, die Rückmeldungen, die auch anonymisierte Umsatzdaten von einigen Gewerbetreibenden beinhalten, auszuwerten und in ein geplantes Mobilitätskonzept einfließen zu lassen.
Im Nachbarort Büttelborn wurde derweil testweise eine ähnliche Maßnahme umgesetzt, wo die Stadtmöbel für vier Monate bleiben werden. Die Entwicklung in der Innenstadt von Groß-Gerau bleibt spannend, und es wird sich zeigen, ob die Stadt aus diesem Experiment lernt und zukünftig die Balance zwischen Aufenthaltsqualität und Bedürfnissen der Gewerbetreibenden besser findet.
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Ort | Groß-Gerau, Deutschland |
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