Digitaler Wiederaufbau der Mikwe in Abterode: Ein Zeuge jüdischen Lebens!

Digitaler Wiederaufbau der Mikwe in Abterode: Ein Zeuge jüdischen Lebens!
Abterode, Deutschland - Die Wiederbelebung der jüdischen Kultur und Geschichte in Hessen nimmt Formen an. Dazu gehört die digitale Rekonstruktion der Abteröder „Mikwe“, einer rituellen Badeanstalt, die einst für die jüdische Gemeinde in Abterode von großer Bedeutung war. In einer feierlichen Zeremonie überreichte Felix Münch, stellvertretender Direktor der Landeszentrale für politische Bildung in Hessen, den Bewilligungsbescheid für dieses Projekt an Dr. Martin Arnold. Anwesend waren unter anderem auch Friedhelm Junghans, der Bürgermeister von Meißner, und Claudia Stul, Referentin der hessischen Landeszentrale für politische Bildung. HNA berichtet über die Schritte zur Rekonstruktion, die durch alte Baupläne aus dem Jahr 1889 und Förderungen der Landeszentrale ermöglicht werden.
Die „Mikwe“ wird digital rekonstruiert und mit Hilfe modernster VR-Technik zu einem Bildungsort, der nicht nur für historische Perspektiven sorgt, sondern auch die heutige Gesellschaft an die Bedeutung jüdischen Lebens erinnert. Dr. Arnold hob hervor, wie wichtig es ist, die Sichtbarkeit jüdischer Kultur und deren Geschichte wiederherzustellen, insbesondere nachdem die Abteröder jüdische Gemeinde während des Nationalsozialismus ausgelöscht wurde. In diesem Zusammenhang ist es auch bemerkenswert, dass die Synagoge in der Vergangenheit als Düngemittellager umgebaut wurde.
Die Rolle der Mikwe in der jüdischen Gemeinde
Die „Mikwe“ ist nicht einfach nur ein Badehaus, sondern ein Ort der religiösen Heiligung nach den Vorschriften des jüdischen Glaubens. Ein vollständiges Untertauchen im Wasser ist ein entscheidendes Merkmal. Die Nutzung ist vor der Hochzeit und vor dem Übertritt ins Judentum gang und gäbe, aber auch in orthodoxen Gemeinschaften gibt es viele Anlässe, an denen Frauen die Mikwe aufsuchen, wie das Jüdische Museum darstellt. Die Rekonstruktion bietet daher nicht nur eine Möglichkeit, die bauliche Struktur aufzuzeigen, sondern auch einen Einblick in die religiösen Praktiken und den Stellenwert dieser Einrichtungen in der jüdischen Gemeinschaft.
Früher standen Rituale und rituelle Bäder nicht im Mittelpunkt des allgemeinen Interesses, wobei die Mikwe zusammen mit Synagoge und Friedhof wesentliche Bestandteile einer orthodoxen Gemeinde darstellt. Die digitale Rekonstruktion der Mikwe in Abterode könnte als Beispiel für andere Gemeinden dienen und zeigt auf, wie wichtig es ist, die religiösen Traditionen und deren architektonische Umsetzung nachzuvollziehen.
Bildung und Engagement
Der Lern- und Gedenkort in der Synagoge Abterode bietet bereits heute digitale Angebote, die für Schulklassen, Konfirmandengruppen und Erwachsene zugänglich sind. Hierzu gehört eine umfangreiche Datenbank mit 169 Gigabyte an Informationen über jüdische Gemeinden im Werra-Meißner-Kreis, die mittels Tablets eingesehen werden kann. Auch die ehemalige Synagoge in Eschwege ist virtuell erlebbar, was einen direkten Zugang zu den Überresten jüdischen Lebens ermöglicht.
Der Weg, den die jüdische Gemeinde in Deutschland seither gegangen ist, stellt sich als ein Prozess des ständigen Neuaufbaus dar. Nach dem Holocaust lag der Fokus auf der Wiederbelebung jüdischer Traditionen. 1950 wurde beispielsweise der Zentralrat der Juden in Deutschland gegründet, um die jüdischen Gemeinschaften zu vereinen und Antisemitismus entgegenzuwirken, wie die bpb zusammenfasst. Diese Rückbesinnung auf Traditionen und die Vermittlung an die nachfolgende Generation sind essenziell, um das historische Gedächtnis lebendig zu halten.
Die neue digitale Mikwe in Abterode stellt somit nicht nur eine Brücke zu vergangenen Zeiten dar, sondern bietet auch einen kreativen und respektvollen Raum für zukünftige Generationen, um jüdische Kultur und Geschichte in einem modernen Kontext zu erfahren.
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Ort | Abterode, Deutschland |
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