Apothekensterben im Schwalm-Eder-Kreis: Gibt es noch Hoffnung?

Apothekensterben im Schwalm-Eder-Kreis: Gibt es noch Hoffnung?

Guxhagen, Deutschland - Die Situation der Apotheken im Schwalm-Eder-Kreis spitzt sich zu. Besonders die Hayn-Apotheke in Guxhagen steht kurz vor der Insolvenz. Diese Entwicklung verdeutlicht die wachsenden Probleme, mit denen die lokalen Apotheken konfrontiert sind. Seit Jahren sinkt die Anzahl der Apotheken in der Region, und bereits zwei weitere Apotheken in Jesberg und Schrecksbach haben ihre Türen für immer geschlossen. Apotheker Nils-Steffen Grönig und Dr. Alexander Schröder schlagen Alarm und warnen vor einer echten Gefährdung der Patientenversorgung im Landkreis. Aktuell sind nur noch 37 Apotheken im Schwalm-Eder-Kreis aktiv, was zu einem ernsthaften Problem für die lokale Gesundheitsversorgung wird. Der Rückgang der Apotheken hat direkte Auswirkungen auf die Patienten, die oft auf die persönliche Beratung und Unterstützung angewiesen sind.

Im bundesweiten Vergleich zeigen sich ähnliche Tendenzen: 2000 gab es in Deutschland noch über 21.000 Apotheken, 2024 werden es laut Prognosen weniger als 18.000 sein. Diese Abwärtsspirale betrifft nicht nur den Schwalm-Eder-Kreis, sondern zieht sich wie ein roter Faden durch das ganze Land. Auch die finanziellen Rahmenbedingungen haben sich nicht zum Positiven gewendet, denn die Gewinnmargen der Apotheken sind äußerst gering. Die Apothekerverbände fordern eine Honorarerhöhung, die zwar im Koalitionsvertrag vorgesehen ist, aber als viel zu niedrig erachtet wird. In der Tat zeigt sich, dass fast 20 Apotheken im Landkreis mit ernsthaften wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu kämpfen haben.

Ursachen des Rückgangs

Ein wesentlicher Faktor für die Schieflage ist die zunehmende Konkurrenz durch ausländische Versandapotheken wie Redcare Pharmacy und Doc Morris, die in den letzten Jahren ihr Geschäft rasant ausgebaut haben. Redcare steigerte 2024 seinen Umsatz um über 30 Prozent auf fast 2,4 Milliarden Euro, während Doc Morris die Milliarde Euro-Grenze überschritt. Diese Online-Konkurrenten klagen mittlerweile über Benachteiligungen durch politische Rahmenbedingungen im Zusammenhang mit der Einführung des E-Rezepts. Sie drohen sogar mit Klagen gegen das Bundesgesundheitsministerium. Die digitale Revolution im Gesundheitssektor könnte dem stationären Handel mehr und mehr zusetzen, insbesondere im Hinblick auf die komplizierte Einlösung von E-Rezepten, die für die Versandapotheken nach wie vor eine Hürde darstellt.

Doch es sind nicht nur die Versandapotheken, die den lokalen Apotheken zu schaffen machen. Ein weiterer Grund für das Sterben der Apotheken sind die Schwierigkeiten bei der Nachfolgesuche. Immer weniger Apotheker sind bereit, das Geschäft zu übernehmen, was insbesondere in ländlichen Gebieten zu einem verstärkten Rückgang führt. Der Deutsche Apothekerverband warnt deshalb vor dem Verlust von über 500 Apotheken allein im laufenden Jahr.

Ausblick

Dennoch gibt es auch positive Ansätze. Eine Neuordnung der Apothekennotdienste im Jahr 2024 zeigt erste Erfolge. Apotheker könnten dadurch wieder eine größere Wertschätzung und Sichtbarkeit in der Gesellschaft erfahren. Das E-Rezept könnte zudem stationäre Apotheken kurzfristig etwas entgegenkommen, doch die Einführung verläuft bislang holprig. Technische Probleme und Systemausfälle stellen eine Herausforderung für alle Beteiligten dar. Das Potenzial ist jedoch vorhanden: Verbraucher können E-Rezepte auf verschiedene Art einlösen und die Flexibilität damit erhöhen.

Die Apotheken der Zukunft müssen sich also neu erfinden und anpassen, um in der digitalen Welt nicht unterzugehen. Gabriele Regina Overwiening, Präsidentin der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände, fordert dringend Maßnahmen zur Stärkung der Apothekenversorgung. Es bleibt abzuwarten, wie die kommenden Monate verlaufen werden.

Für Guxhagen und die umliegenden Gemeinden stellt sich die Frage: Wie viel Zeit bleibt den Apotheken noch, um sich an die neuen Gegebenheiten anzupassen? Die zunehmende Digitalisierung wird auf jeden Fall ihre Spuren hinterlassen, und es ist höchste Zeit, den lokalen Gesundheitssektor zukunftssicher zu machen. Die Zukunft der Apotheken im Schwalm-Eder-Kreis hängt eng zusammen mit der Bereitschaft, sich den Herausforderungen des digitalen Zeitalters zu stellen.

Für weitere Informationen zu diesem Thema, finden Sie hier die Artikel von HNA und Tagesschau. Zusätzliche Einblicke bietet Ihnen auch Apotheke Adhoc.

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OrtGuxhagen, Deutschland
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