Nach Skateunfällen in Vellmar: Wer trägt die Verantwortung?
Nach schweren Unfällen im Skate'n'Bike-Park klagen Eltern gegen die Stadt Vellmar. Sicherheitsfragen und Verantwortung im Fokus.

Nach Skateunfällen in Vellmar: Wer trägt die Verantwortung?
Nach einem schweren Vorfall im Skate’n’Bike-Park von Vellmar, bei dem zwei Kinder bei einem Sturz von einer Rampe Verletzungen erlitten haben, herrscht in der Region große Unruhe. Die Eltern der betroffenen Kinder haben gegen die Stadt Vellmar geklagt, da sie der Meinung sind, dass diese ihre Pflicht zur Absicherung der Gefahrenstelle nach einem ersten Unfall vernachlässigt hat. In einem Verfahren vor dem Landgericht Kassel wird nun geklärt, ob die Stadt fahrlässig gehandelt hat. Der Vorfall hat auch die Sicherheitslage der Skateanlagen im Landkreis Kassel auf den Prüfstand gestellt. HNA berichtet, dass andere Gemeinden, wie Niestetal und Lohfelden, beteuern, keine schweren Unfälle auf ihren Anlagen zu verzeichnen und regelmäßige Sicherheitskontrollen durch Fachpersonal durchführen.
In Fuldabrück hingegen wurde ein Armbruch als schwerste Verletzung bekannt. Der Bürgermeister dort ist jedoch überzeugt, dass die Skateanlage gut gebaut und sicher ist. Auch in Hofgeismar sind keine nennenswerten Vorfälle zu berichten, abgesehen von vereinzelten kleineren Blessuren. Die neuen Anlagen im Habichtswald, die erst 2023 gebaut wurden, haben durch den TÜV die erforderliche Sicherheitsprüfung bestanden, und es sind keine Unfälle bekannt. Auch hier ist eine Sonderprüfung nach den Vorfällen in Vellmar geplant. Alle Gemeinden betonen, dass die Nutzung der Skateparks auf eigene Gefahr erfolgt und Eltern eine Aufsichtspflicht haben.
Steigende Nutzerzahlen und neue Herausforderungen
Die Situation in Vellmar ist jedoch nicht isoliert. In vielen Städten Deutschlands, wie Bayreuth, Gießen, Tuttlingen und Jena, wachsen die Konflikte in kommunalen Skateparks. Oft sind es vor allem Kinder, die mit Scootern, Bobby-Cars oder Minirädern die Skateparks bevölkern und dabei Unfälle und gefährliche Situationen provozieren. Ein Beispiel aus Polen zeigt, wie fatal solche Vorfälle enden können: Dort kam es zu einem tödlichen Unfall, als ein BMX-Fahrer einem Kind auf einem Tretroller ausweichen wollte. Die Unsicherheit über die Sicherheit in Skateparks ist also ein Thema, das viele Eltern betrifft. Die Expertise von DSGN CONCEPTS unterstreicht, dass viele Eltern sich der Gefahren unkontrollierter Kinder in diesen Bereichen oft nicht bewusst sind.
Die Beliebtheit des Rollsports hat in den letzten Jahren zugenommen, und die olympische Anerkennung des Skateboardings hat diese Entwicklung weiter angeheizt. Dies führte dazu, dass Skateparks oft die letzten offenen Orte sind, während viele andere Sportanlagen coronabedingt geschlossen bleiben mussten. Die DIN EN 14974 sieht außerdem ein Mindestalter von acht Jahren für die Nutzung von Skateparks vor, was die Debatte um die Sicherheit und die Zugänglichkeit von Skateanlagen weiter anheizt.
Vorschläge zur Verbesserung der Situation
Entsprechend der erhöhten Nutzerzahlen und der damit verbundenen Herausforderungen schlägt DSGN CONCEPTS vor, Rollspielflächen zu schaffen, die Elemente von Spielplätzen und Skateparks kombinieren. In Städten wie Hemer und Leipzig gibt es bereits erfolgreiche Beispiele, die mögliche Lösungen für die Überfüllung in Skateparks bieten könnten. Kommunen könnte es helfen, die lokalen Gegebenheiten genau zu beobachten und gegebenenfalls Kompromisse zu erarbeiten, um die Nutzung von Skateparks für alle sicherer zu gestalten, ohne dass es zu einem Verbot von Scootern und Co. kommt, das als letzte Option betrachtet werden sollte. Dies könnte durch Nutzungszeitenregelungen oder personelle Begleitungen, beispielsweise durch Streetworker, geschehen, um ein friedliches Miteinander in den Skateparks zu fördern.