Kassel im Aufstand: Stadt klagt gegen dramatischen Zensus-Schwund!

Kassel im Aufstand: Stadt klagt gegen dramatischen Zensus-Schwund!

Kassel, Deutschland - In Kassel brodelt es gewaltig: Die Stadt plant, gegen die Ergebnisse des jüngsten Zensus auf die Barrikaden zu gehen. Die Stadtverordnetenversammlung hat in einer Sondersitzung mit nur einer Gegenstimme beschlossen, Klage gegen den Bescheid des Statistischen Landesamtes (HSL) einzureichen. Grund dafür sind die „nicht realitätsgerechten Zahlen“, die nicht nur die kommunale Selbstverwaltung in Frage stellen, sondern auch ernsthafte Auswirkungen auf den städtischen Haushalt haben könnten.

Der Stadtkämmerer Matthias Nölke (FDP) machte deutlich, welche Folgen die geänderte Einwohnerzahl für Kassel hat. Laut HSL zählt die Stadt nun nur noch 195.177 Einwohner – das sind 7.512 weniger als zuvor angenommen. Dies bedeutet einen jährlichen Verlust von etwa 12 Millionen Euro, so eine Modellrechnung des Hessischen Städtetags. In der Stadt herrscht Unmut über die methodischen und technischen Mängel beim Zensusverfahren sowie über die Intransparenz, die dem Landesamt vorgeworfen wird.

Einschneidende Differenzen in den Zahlen

Die offizielle Zensuszahl liegt mit 195.012 Einwohnern sogar noch unter den Angaben des HSL. Das entspricht einem Rückgang von 7.677 Personen oder 3,8 % im Vergleich zur vorherigen Schätzung. Während Kassel beim letzten Stand Ende 2022 noch mit 207.622 Einwohnern gemeldet wurde, zeigen die Zensus-Ergebnisse eine beträchtliche Diskrepanz zu den Zahlen der Stadt. Diese unterschiedlichen Erhebungsmethoden geraten zunehmend in den Fokus der Kritik. So wird die amtliche Einwohnerzahl, die alle drei Monate aktualisiert wird, auf Basis von Hauptwohnungsanmeldungen ermittelt, während die städtische Registerzahl einmal jährlich am 31. Dezember erstellt wird und somit veraltete Einträge enthalten kann.

Die Stadt hat bereits im Januar Widerspruch gegen die Zensuszahlen eingelegt, der jedoch im Juni abgewiesen wurde. Um ihre Bedenken geltend zu machen, bleibt Kassel nur eine kurze Frist zur Klage. Angesichts der dramatischen Abweichung zur städtischen Zahl von über 200.000 Einwohnern liegt die Frage auf der Hand: Wo sind diese ganzen Kasseler hin?

Die Auswirkungen des Rückgangs

Die Ergebnisse des Zensus haben auch weitreichende Konsequenzen für die finanzielle Planung der Stadt. Kassels Oberbürgermeister Sven Schoeller plant, die weiteren Zensus-Ergebnisse abzuwarten, bevor konkrete Maßnahmen beraten werden. In diesem Kontext ist ebenfalls bemerkenswert, dass auch andere hessische Städte wie Fulda, Gießen und Hanau ähnliche Schritte hinsichtlich der Zensuszahlen erwägen. Hanau könnte durch die geänderte Einwohnerzahl tatsächlich ihren Großstadt-Status verlieren, was der Stadt ganz gewaltig schaden würde.

In der Nachbarschaft ist die Lage variabel: Während Kassel einen deutlichen Rückgang verzeichnet, blieb die Einwohnerzahl in Wiesbaden mit einem leichten Anstieg von 0,5 % stabil. Darmstadt zeigt mit einem Minus von 0,1 % eine recht moderate Entwicklung, während Offenbach um 2,9 % sank.

In der Diskussion um die Zensuszahlen wird deutlich: Das Thema geht weit über bloße Statistiken hinaus. Es handelt sich um die sichere finanzielle Basis der Gemeinden, die durch vermeintlich falsche Erhebungen gefährdet scheint. Der Streit um die Einwohnerzahl wird daher nicht nur in Kassel, sondern auch in vielen anderen Städten in Hessen mit Spannung verfolgt.

Insgesamt zeigt sich: Der Zensus 2022 hat die hessische Kommunalpolitik stark durcheinandergewirbelt. Kassel kämpft nun um seine Zahlen – ein Kampf, der weitreichende Folgenzeitgemäß für die städtische Entwicklung und die Finanzierungsströme in Hessen haben könnte. Tagesschau und HNA berichten über die aktuelle Situation in Kassel und der Umgebung.

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OrtKassel, Deutschland
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