Wiesbaden: Mahnmal für Sinti und Roma wird für neuen Spielplatz eingelagert!
Wiesbaden: Mahnmal für Sinti und Roma wird für neuen Spielplatz eingelagert!
Reisinger-Anlagen, Bahnhofstraße, 65189 Wiesbaden, Deutschland - In Wiesbaden stehen einschneidende Veränderungen an: Die Stadt plant die Umgestaltung der Reisinger-Anlagen und den Bau eines neuen Wasserspielplatzes. Im Zuge dieser Arbeiten wird das Mahnmal für die deportierten und ermordeten Sinti und Roma vorübergehend abgebaut und eingelagert, wie fr.de berichtet. Dieses Denkmal, das direkt gegenüber dem Hauptbahnhof in den Reisinger-Anlagen steht, ist ein wichtiges Zeugnis der Geschichte und wird auch in der neuen Gestaltung behutsam und würdig integriert. Die Bauarbeiten sollen in den nächsten Wochen beginnen.
Das Mahnmal, das am 5. Dezember 1992 eingeweiht wurde, war das erste in Deutschland, das an die Verfolgung der Sinti und Roma erinnert und ist ein bedeutendes Symbol des Gedenkens. Dank der Initiative des hessischen Landesverbands der deutschen Sinti und Roma fand die Stadtverordnetenversammlung bereits am 21. Mai 1992 den Entschluss zur Errichtung dieses Denkmals. Es ist den 119 Wiesbadenern gewidmet, die am 8. März 1943 deportiert wurden und größtenteils die Gräuel in Auschwitz-Birkenau nicht überlebten.
Historische Bedeutung des Mahnmals
Die Schaffung des Denkmals hebt die dunkle Geschichte hervor, die die Sinti und Roma in Deutschland während der NS-Diktatur durchlitten haben. Zu Beginn dieser Diktatur lebten rund 26.000 Sinti und Roma in Deutschland, die meisten von ihnen waren deutsche Staatsbürger. Mit der verheerenden Ideologie des NS-Staats wurden sie als „außereuropäische Fremdrasse“ stigmatisiert und verfolgt. Ab 1935 wurden Sinti und Roma die Eheschließung mit „arischen“ Partnern verwehrt. 1937 kennzeichnete die staatliche Erklärung als „asozial“ den Anfang einer erbarmungslosen Verfolgung.
Besonders verheerend war die Verschleppung nach Auschwitz, die durch eine Anordnung von Heinrich Himmler am 16. Dezember 1942 festgelegt wurde. In Wiesbaden wurde eine Liste erstellt, die die Namen von 119 deportierten Sinti und Roma enthielt. Mehr als die Hälfte von ihnen ist dort umgekommen, darunter auch etwa 40 Kinder, die in den Lagern ermordet wurden. Diese sehr bewegende und tragische Geschichte hat die Stadt und das Mahnmal maßgeblich geprägt.
Ein Mahnmal für die Zukunft
Das Mahnmal selbst zeigt eine Gruppe von Männern, Frauen und Kindern, die symbolisch auf dem Weg in den Untergang dargestellt sind. Gefertigt wurde es in der Sinti-Werkstatt in Albersweiler und wurde von den Künstlern Josef und Eugen Reinhardt gestaltet. Über die Jahre hat das Mahnmal viele Menschen bewegt und zur Auseinandersetzung mit dieser dunklen Kapitel unserer Geschichte angeregt.
Die Sicherstellung einer würdigen Integration des Mahnmals in die neugestaltete Anlage liegt der Stadt nahezuliegen. Ziel ist es, nicht nur einen Ort des Gedenkens zu schaffen, sondern auch eine wertvolle Bildungseinrichtung über die Geschichte und die anhaltenden Probleme der Sinti und Roma zu fördern. Der Verband Deutscher Sinti und Roma in Hessen hat 2023 zudem eine App veröffentlicht, die weitere Informationen zur Geschichte der Sinti und Roma in Wiesbaden bietet – eine wertvolle Quelle für alle, die mehr über diese wichtige Thematik erfahren möchten.
Informationen über die historischen Hintergründe sowie das Mahnmal selbst sind auch auf stiftung-denkmal.de verfügbar und bieten wertvolle Einblicke in die Fortdauer der Verfolgung bis nach 1945 und die noch immer bestehenden Herausforderungen für die Sinti und Roma in Deutschland.
Details | |
---|---|
Ort | Reisinger-Anlagen, Bahnhofstraße, 65189 Wiesbaden, Deutschland |
Quellen |
Kommentare (0)