Einzelhandel in Not: Erstmals Rückgang bei Beschäftigten und Fachkräften!
Einzelhandel in Not: Erstmals Rückgang bei Beschäftigten und Fachkräften!
Wiesbaden, Deutschland - Der deutsche Einzelhandel steht vor tiefgreifenden Herausforderungen. Eine aktuelle Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW Köln) hat ergeben, dass die Zahl der Beschäftigten im Einzelhandel im vergangenen Jahr um über 1,5 Prozent zurückgegangen ist. Das ist ein klarer Hinweis darauf, dass auch in einer Branche, die lange Zeit auf einem stabilen Wachstumskurs war, jetzt ein Umdenken erforderlich ist. Während der Corona-Pandemie hatten viele Unternehmen noch hohe Mitarbeiterzahlen verzeichnet, doch die Zeiten haben sich geändert. Wie Tixio berichtet, sind trotz des Rückgangs die offenen Stellen immer noch zahlreich und werden nicht mit qualifizierten Arbeitnehmern besetzt.
Ein Grund für die angespannte Lage ist der anhaltende Fachkräftemangel. Im Jahr 2024 blieben 26.929 offene Stellen unbesetzt, hauptsächlich in Bereichen des Verkaufs und der Führung. Besonders auffällig ist, dass zwei Drittel der Fachkräftelücke Fachkräfte mit abgeschlossener Berufsausbildung betreffen. Experten und Spezialisten sind zwar ebenfalls betroffen, jedoch in geringerem Maße. Zum Beispiel fehlen im Bereich Verkauf ohne Produktspezialisierung etwa 6.643 Fachkräfte, während in der Aufsicht und Führung im Verkauf 5.961 Experten benötigt werden. „Die Nachwuchsgewinnung im Einzelhandel gelingt nur unzureichend. Über 9.000 Ausbildungssuchende fanden keinen Platz im Handel“, stellt die IW-Studienautorin Franziska Arndt fest.
Ein Trend mit tiefen Wurzeln
In den letzten Jahren zeigte sich ein besorgniserregender Trend. Zwischen 2011 und 2018 stieg die Anzahl offener Stellen kontinuierlich an, um dann 2019 und während der Pandemie wieder zu sinken. Interessanterweise ist die Zahl der offenen Stellen seit 2021 wieder im Aufwind, was jedoch in einem Missverhältnis zu der Zahl der Arbeitslosen steht. Kofa weist darauf hin, dass mittlerweile über 29.000 Fachkräfte mit abgeschlossener Berufsausbildung fehlen und dabei die klassischen Verkaufsberufe besonders betroffen sind.
Diese Situation wird von Experten zunehmend als besorgniserregend eingestuft. Auch der Handelsverband Deutschland (HDE) warnt vor den Folgen des Fachkräftemangels im Einzelhandel. „Haben Sie ein gutes Händchen für den Einzelhandel?“, fragen sich viele Verlader und Shopbetreiber in der Branche. Die Antwort ist kompliziert, denn während die Gesamtbeschäftigung im Vergleich zum Vorjahr leicht zurückgegangen ist, bleibt die Branche mit aktuell über 3,1 Millionen Beschäftigten dennoch auf einem hohen Niveau. Ende 2023 wurden knapp 120.000 Arbeitsplätze aufgrund der Fachkräftelücke nicht besetzt. Wie HDE Geschäftsführer Steven Haarke anmerkt, könnte diese Lücke jedoch ein Hemmschuh für das zukünftige Wachstum der Branche darstellen.
Zukunftsausblick und Handlungsempfehlungen
Die Autoren der IW-Studie warnen, dass sich die Fachkräftesituation bei wirtschaftlicher Erholung und angesichts des demografischen Wandels noch zuspitzen könnte. Eine Möglichkeit, dem entgegenzuwirken, wäre, ältere Beschäftigte länger im Arbeitsmarkt zu halten und aktiv auf Quereinsteiger zuzugehen. Auch die Nachqualifizierung von An- und Ungelernten bietet vielversprechendes Potenzial. Derzeit wird empfohlen, verstärkt in die Ausbildung junger Menschen und in attraktive Arbeitsbedingungen zu investieren, um die Fachkräfte von morgen zu gewinnen. Die Erkenntnisse der Daten lassen darauf schließen, dass eine aktive Politik notwendig ist – vom Schaffen geeigneter Rahmenbedingungen für Ausbildung bis hin zu flexiblen Lösungen für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie.
Zusammengefasst zeigt sich, dass der Einzelhandel einer grundlegenden Transformation bedarf, um nicht nur den aktuellen Herausforderungen, sondern auch den künftigen Trends gewachsen zu sein. Da sollten alle Akteure in der Branche ein gemeinsames Ziel verfolgen: Qualifizierte Mitarbeiter für ein starkes Handelsumfeld zu gewinnen.
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Ort | Wiesbaden, Deutschland |
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