Hausärzte im Stress: Freie Arztwahl versus schneller Facharzttermin!
Hausärzte im Stress: Freie Arztwahl versus schneller Facharzttermin!
Bad Orb, Deutschland - Das Thema Gesundheitssystem und die Suche nach einem Facharzt wird derzeit intensiv diskutiert. Am 16. Juni 2025 wurden in der Vertreterversammlung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) hitzige Debatten über das geplante Primärarztmodell geführt, das von Gesundheitsministerin Nina Warken vorgestellt wurde. Der Hausärzteverband kritisierte das Modell, da es ihrer Meinung nach „Schlupflöcher“ aufweist und viele Fragen offenlässt, insbesondere für Patienten, die die Freiheit der Arztwahl beibehalten möchten. Medical Tribune berichtet, dass das KBV-System jedoch politisch robust aufgestellt ist. Der KBV-Vorstand bleibt unbeeindruckt von den kritischen Stimmen und betont, dass 90% der ärztlichen Honorare über Kollektivverträge mit der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) erwirtschaftet werden.
Die Nervosität der Diskussionsteilnehmer war spürbar. In der VV wurde ein Positionspapier zur ambulanten Patientensteuerung mit nur sieben Gegenstimmen und drei Enthaltungen verabschiedet. Im Zentrum der Debatten stand das „verpflichtende Primärarztsystem“ und die mögliche Einschränkung der freien Arztwahl im Selektiv- und Kollektivertragssystem. Jetzt möchten viele wissen, wie sich das auf ihre Gesundheitsversorgung auswirken wird, besonders angesichts der momentanen Vakanz von etwa 5.000 Hausarztsitzen. Dr. Petra Reis-Berkowicz, eine der Impfsprecherinnen, sieht das nicht als Hindernis an, um das Primärarztsystem einzuführen.
Patientenversorgung und Effizienz
Die Koalitionspläne zielen darauf ab, die Effizienz des Gesundheitssystems zu steigern. Warken eint, dass vor allem die Hausärzte weniger bürokratische Hürden bewältigen und die Digitalisierung gefördert werden soll. Das Primärarztmodell sieht eine Grundversorgung vor, ausgenommen sind lediglich Gynäkologen und Augenärzte. Neu ist zudem, dass in Fällen, wo ein Facharzttermin nicht zeitnah zur Verfügung steht, die Möglichkeit bestehen soll, in ein Krankenhaus zu wechseln.
Allerdings wurde auch gewarnt, dass die geplanten Änderungen die vorhandenen Strukturen überfordern könnten. Besonders die Bundesärztekammer äußerte Bedenken hinsichtlich der Behandlungskoordination. Ärztepräsident Klaus Reinhardt wies darauf hin, dass viele Patienten allein für die Organisation ihrer Versorgung verantwortlich sind. Nur ein Drittel der Deutschen scheint gegenwärtig an einem Primärarztsystem interessiert zu sein; der restliche Großteil wünscht sich eine Beibehaltung der freien Arztwahl.
Willkommene Reformen oder Bürokratie-Bremse?
Eine Umfrage ergab, dass 68% der Deutschen bereit wären, ihre freie Arztwahl gegen schnellere Facharzttermine einzutauschen. Dies könnte ein Zeichen für den Umbruch in den Vorstellungen des Gesundheitssystems sein. Die beliebte Terminservicestelle 116 117 könnte zum entscheidenden Punkt werden, insbesondere für Versicherte ohne Hausarzt. Gleichzeitig gibt es Kritik am Primärarztmodell, wobei die zahlreichen Ausnahmen als kritisch angesehen werden. Laut Tagesschau gibt es Forderungen nach Eigenbeteiligung für ungesteuerten Zugang zu Spezialisten, um das Verhalten der Patienten zu ändern.
Doch wie sieht es wirklich mit den Zahlen aus? Deutschland liegt mit 213 Krankenhauseinweisungen pro 1.000 Einwohner im Jahr 2022 deutlich über dem EU-Durchschnitt. Dies zeigt, dass große Herausforderungen in der ambulanten Versorgung bestehen. Laut vdek ist der Anteil an Krankheiten wie Diabetes oder Herzinsuffizienz, die auch ambulant behandelt werden könnten, besorgniserregend hoch. Gleichzeitig funktioniert unser Gesundheitssystem für viele Patienten gut – die Zugangsmöglichkeiten sind hoch, und es gibt relativ wenig unbehandelte Patienten.
All diese Aspekte zeigen: Es ist an der Zeit, das Gesundheitssystem unter die Lupe zu nehmen und durchdachte Reformen zu entwickeln, um sowohl die Patientenversorgung zu verbessern als auch die Strukturen zu entlasten. Wie es mit dem Primärarztsystem weitergeht, bleibt abzuwarten. Klar ist jedenfalls, dass die Diskussionen rund um dieses Thema erst begonnen haben.
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Ort | Bad Orb, Deutschland |
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