Zensus-Krieg im Vogelsberg: Kommunen kämpfen um Anerkennung!

Zensus-Krieg im Vogelsberg: Kommunen kämpfen um Anerkennung!

Wartenberg, Deutschland - In Hessen brodelt es derzeit rund um die Ergebnisse des Zensus 2022. Wie Giessener Allgemeine berichtet, haben 16 von 19 Kommunen im Vogelsbergkreis Widerspruch gegen die statistischen Ergebnisse eingelegt. Bei der Auswertung der Bevölkerung scheint das Statistische Landesamt auf erhebliche Differenzen gestoßen zu sein, die nun für einige Städte unangenehme Folgen haben könnten. So klagen die Städte Lauterbach, Schlitz und Wartenberg, nachdem ihre Einsprüche abgelehnt wurden. Diese Unstimmigkeiten sind nicht nur eine Frage der Ehre, sondern wirken sich direkt auf die Finanzen der Kommunen aus, da die Zensus-Ergebnisse den kommunalen Finanzausgleich und die Fördermittel erheblich beeinflussen.

Die Zensus-Statistik, erstellt durch eine hochgerechnete Stichprobe, kam in Wartenberg zu einem angeblichen Einwohnerverlust von 11 Prozent. Auch Schlitz hat es hart getroffen: Hier fehlen laut den Zensuszahlen 664 Einwohner, während Lauterbach von einem Verlust von 887 Einwohnern spricht. Bürgermeister Heiko Siemon (Schlitz) und Rainer-Hans Vollmöller (Lauterbach) kritisieren die Methodik und drängen auf ein registerbasiertes Verfahren, um solche misslichen Formen der Statistik zu vermeiden.

Die Herausforderungen für die Kommunen

Die Diskussion um die Zensus-Zahlen beschränkt sich jedoch nicht nur auf die drei klagenden Städte. Wie Die Gemeinde berichtet, gibt es bundesweit über 100 Beschwerden zu den Ergebnissen des Zensus 2022. Besonders schlimm steht es um die ausländische Bevölkerung: Es gibt fast eine Million weniger Ausländer als ursprünglich gedacht, was nicht nur das Bild der Gesellschaft verfälscht, sondern auch direkte finanzielle Auswirkungen hat. Die Kommunen erwarten, dass die fehlerhaften Zahlen sich negativ auf ihre Finanzen auswirken – weniger Einwohner bedeuten weniger Mittel aus dem Finanzausgleich.

Baden-Württemberg hat die Problematik ebenfalls stark zu spüren bekommen. Hier lebten im Jahr 2022 etwa 131.000 Menschen weniger als bei einer Schätzung im Jahr 2011 prognostiziert. Die Methodik, die auf Stichproben basiert, wird kritisch hinterfragt und könnte, ähnlich wie im Vogelsbergkreis, zu massiven Fehlentscheidungen und finanziellen Einbußen führen. Um dieser Unsicherheit zu begegnen, wird für die Jahre 2023 und 2024 eine Übergangslösung genutzt: die Einwohnerzahlen basieren auf dem Zensus von 2011, während schrittweise die neuen Zahlen eingeführt werden sollen.

Ein ungewisser Ausblick

Der Zensus 2022 hat zudem eine breitere Datenbasis geschaffen, die verschiedene Bereiche abdeckt – von Bevölkerungszahlen über Altersstrukturen bis hin zu relevanten demographischen Daten. Destatis stellt eine Vielzahl von Datensätzen zur Verfügung, die künftig in den politischen und wirtschaftlichen Planungen der Kommunen von Bedeutung sein können.

Die Bürgermeister aus betroffenen Städten wie Stephan Paule (Alsfeld) warnen bereits davor, dass eine erfolgreiche Klage möglicherweise auch weitreichende Folgen für alle hessischen Kommunen haben könnte. Leopold Bach aus Feldatal kritisiert die Diskrepanz zwischen den Zensus-Werten und der tatsächlichen Bevölkerung, die insbesondere für die Infrastruktur eine große Herausforderung darstellt. Es bleibt also spannend, wie sich diese rechtlichen Auseinandersetzungen entwickeln und welches Gewicht die kommunalen Stimmen letztendlich haben werden.

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OrtWartenberg, Deutschland
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