Schwangerschaftsabbruch in Bad Hersfeld: Frauen leiden unter langen Wegen
Im Kreis Hersfeld-Rotenburg sind Schwangerschaftsabbrüche selten. Beratungsstellen, Anfahrtswege und rechtliche Hürden belasten betroffene Frauen.

Schwangerschaftsabbruch in Bad Hersfeld: Frauen leiden unter langen Wegen
In Bad Hersfeld stehen schwangere Frauen, die über einen Schwangerschaftsabbruch nachdenken, vor einer erheblichen Herausforderung. Charline Richardt und Maren Colton von Pro Familia bieten Beratung an, doch die Frauen müssen oft weite Wege nach Kassel, Gießen oder Marburg auf sich nehmen, da es im unmittelbaren Umfeld keine Möglichkeiten für einen Schwangerschaftsabbruch gibt. Dies stellt für viele Betroffene eine große Hürde dar, die nicht nur mit zusätzlichen Kosten, sondern auch mit psychischen Belastungen einhergeht, wie die Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte Corinna Zehender kritisiert.
In Deutschland sind Schwangerschaftsabbrüche nur unter bestimmten Voraussetzungen straffrei möglich. Die häufigste Methode, die in rund 100.000 Fällen jährlich angewendet wird, ist die sogenannte Beratungsregelung. Dabei muss die Befruchtung in den letzten zwölf Wochen erfolgt sein, eine Beratungsbescheinigung schriftlich vorliegen, und der Abbruch kann frühestens vier Tage nach der Beratung durchgeführt werden. Ein Arzt oder eine Ärztin muss den Eingriff begleiten, was die Verfügbarkeit der Dienste zusätzlich erschwert. Laut Pro Familia werden jährlich etwa 180 Schwangerschaftskonfliktberatungen im Landkreis Hersfeld-Rotenburg durchgeführt, jedoch bleibt das Thema Schwangerschaftsabbruch oft tabuisiert.
Beratungsstellen als erste Anlaufstelle
Die Schwangerschaftskonfliktberatung ist gesetzlich vorgeschrieben und sollte Frauen, die sich in einer Notlage befinden, ermutigen. In der Beratungsstelle werden sie nicht nur über die rechtlichen Aspekte eines möglichen Abbruchs aufgeklärt, sondern erhalten auch Unterstützung bei ihren persönlichen Überlegungen. Wichtig ist, dass die Entscheidung, die Schwangerschaft zu beenden oder fortzuführen, allein bei der Frau liegt. Informationen über finanzielle Hilfen, Betreuungsmöglichkeiten und sogar das Angebot einer vertraulichen Geburt sind ebenfalls Teil des Beratungsservices.
Die gesetzlichen Bestimmungen, die die Rahmenbedingungen für einen Schwangerschaftsabbruch regeln, finden sich im Strafgesetzbuch (§§ 218 bis 219 StGB). Hiernach ist ein Abbruch unter drei Voraussetzungen straffrei: bei der Beratungsregelung, aus medizinischen Gründen und in Fällen von kriminologischen Indikationen. Während medizinische Indikationen nach der 14. Woche ebenfalls straffrei sein können, ist die Rechtslage für Beratungsgänge und Abbrüche im ländlichen Raum oft problematisch.
Hürden und Forderungen
Die Vertreterinnen des Frauen- und Gleichstellungsbüros fordern daher nicht nur eine Verbesserung der lokalen Versorgungssituation, sondern auch den Abbau der bestehenden rechtlichen Hürden. Das Fehlen von Klinik- und Praxisangeboten im Kreis Hersfeld-Rotenburg ist ein zentrales Problem, das Frauen in schwierigen Lebenslagen noch zusätzlich belastet.
Die Möglichkeit eines medikamentösen oder operativen Abbruchs steht zur Verfügung, wobei die meisten Abbrüche in Arztpraxen oder ambulanten Operationszentren durchgeführt werden. Dies kann für Frauen im Kreis jedoch eine lange Anfahrt bedeuten, was mehr als nur Unannehmlichkeiten mit sich bringt. Das hilfsbereite Personal von Pro Familia wird bemüht sein, die Frauen gut zu unterstützen und gesetzliche Hürden anzugehen.
Doch trotz aller Bemühungen bleibt der Zugang zu Schwangerschaftsabbrüchen ein schwieriges Thema, das mehr Transparenz und achtungsvolle Diskussionen benötigt. Die Beratungsstelle von Pro Familia bleibt vorerst die einzige staatlich anerkannte Anlaufstelle für Frauen im Landkreis, was die Forderungen nach besseren Rahmenbedingungen umso dringlicher macht.
So bleibt festzustellen, dass es im Kreis Hersfeld-Rotenburg dringend nach einer Lösung verlangt, um Frauen in ihrer Entscheidung zu unterstützen und ihnen zu helfen, eine informierte, selbstbestimmte Wahl zu treffen.
Hersfelder Zeitung berichtet, dass die Versorgungssituation für Frauen, die einen Schwangerschaftsabbruch in Erwägung ziehen, alles andere als rosig ist. Der Bund für Familie, Senioren, Frauen und Jugend bmbfsfj legt dar, dass eine umfassende Information über die Rechte und Möglichkeiten wichtig ist. Auch die Gesundheitsinformation bietet zahlreiche Ressourcen und Ratschläge für betroffene Frauen.