Immer mehr Bedürftige in Werra-Meißner: Tafeln unter Druck!
Immer mehr Bedürftige in Werra-Meißner: Tafeln unter Druck!
Witzenhausen, Deutschland - Die Tafeln im Landkreis Werra-Meißner sind seit einigen Jahren mehr denn je gefordert. Die Vorsitzende der Tafel Witzenhausen, Sylvia Müller, berichtet, dass rund 450 Menschen regelmäßig auf ihre Hilfe angewiesen sind. Dabei sind es vor allem Rentner und alleinerziehende Mütter, die die Angebote der Tafeln in Eschwege und Witzenhausen in Anspruch nehmen. An jedem Ausgabetag sind es etwa 50 Personen, die in Witzenhausen warten, um Lebensmittel zu erhalten. In Eschwege liegen die Zahlen bei bis zu 60 an guten Tagen, was zeigt, dass die Bedürftigkeit in der Region spürbar ansteigt. Besonders betroffen sind ukrainische Geflüchtete, die in der aktuellen Situation besonders auf Unterstützung angewiesen sind, wie auch die HNA berichtet.
Kampf ums Überleben der Tafeln
Die Tafeln sind auf das Wohlwollen der Bevölkerung angewiesen, sowohl durch ehrenamtliche Helfer als auch durch Lebensmittelspender. Insgesamt unterstützen die Tafeln im Landkreis etwa 1250 Menschen. Dies geschieht jedoch in einem zunehmend schwierigen Umfeld, da die Finanzierung der Hilfsaktionen aufgrund steigender Kosten für Miete, Strom und den Fahrbetrieb immer komplizierter wird. Sylvia Müller hielt fest, dass die Supermärkte vorsichtiger kalkulieren, was zu einem Rückgang der Lebensmittelspenden führt. Ein Gemisch aus wirtschaftlichen Schwierigkeiten und der Notwendigkeit, Lebensmittel zu sparen, treibt die Situation in eine komplizierte Richtung.
Ein Trend, der sich bundesweit zeigt
Die Lage der Tafeln ist nicht nur lokal eine Herausforderung. Auch bundesweit blicken die 970 Tafeln, die unter dem Dachverband Tafel Deutschland organisiert sind, auf eine ähnliche Situation. Tafel Deutschland – eine gemeinnützige Hilfsorganisation, die 1993 in Berlin gegründet wurde – versorgt heute zwei Millionen Bedürftige, darunter eine wachsende Zahl von Geringverdienern und Geflüchteten. Dieses Dilemma ist vor allem auf steigende Armutsquoten zurückzuführen; 2022 waren es eine halbe Million Menschen mehr, die auf die Hilfe der Tafeln angewiesen waren als im Vorjahr, wie Deutschlandfunk Kultur feststellt.
Steigende Zahlen und sinkende Spenden
Besonders alarmierend ist, dass ein Drittel der Tafeln in den letzten Jahren Aufnahmestopps verhängte, während die übrigen kleinere Mengen an Lebensmitteln verteilten. Durch die Pandemie und die andauernden Konflikte in der Ukraine hat sich die Anzahl der Hilfesuchenden dramatisch erhöht. Viele Tafeln verzeichnen selbst bei der Verteilung ein Auf und Ab der Märkte: Die gespendeten Lebensmittel gehen zurück, während gleichzeitig die Nachfragen steigen. In etwa einer Stunde werden bundesweit rund 30.240 kg Lebensmittel gerettet, doch das wird immer schwieriger, da die Supermärkte ihre Überschüsse zurückhalten, wie auch Tafel BW bestätigt.
Die Tafel als soziale Institution
Die Tafeln sind eine der größten sozialen Bewegungen in Deutschland und agieren seit über 30 Jahren im Bereich der Armutsbekämpfung. Sie arbeiten unabhängig von politischen Parteien und sind auf Spenden angewiesen. Der Erhalt der Lebensmittel erfolgt meist von Supermärkten, Backwarenläden und Fleischereien. Die Nutzung der Tafeln ist dabei kostengünstig; oft müssen Bedürftige nur einen kleinen Betrag entrichten, um die Lebensmittel zu erhalten – beispielsweise 2,50 Euro in Bamberg. Diese Unterstützung ist für viele Menschen, darunter auch zahlreiche Kinder und Jugendliche, von immenser Bedeutung.
Zusammengefasst lässt sich sagen, dass die Tafeln im Landkreis Werra-Meißner nicht nur eine lokale Anlaufstelle für Bedürftige sind, sondern auch Teil einer bundesweiten Bewegung, die angesichts von steigenden Lebenshaltungskosten und rückläufigen Lebensmittelspenden vor enormen Herausforderungen steht. In dieser angespannten Situation wird es entscheidend sein, wie die Tafeln weiter unterstützt werden können – sei es durch ehrenamtliches Engagement, Spenden oder öffentliche Aufmerksamkeit.
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Ort | Witzenhausen, Deutschland |
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