EU fordert Altersgrenze für soziale Medien: Schützt sie wirklich unsere Kinder?
EU-Parlament fordert Mindestalter für soziale Medien. Experten im Werra-Meißner-Kreis betonen Medienbildung und elterliche Begleitung.

EU fordert Altersgrenze für soziale Medien: Schützt sie wirklich unsere Kinder?
Das EU-Parlament hat jüngst eine wichtige Maßnahme beschlossen, um Kinder und Jugendliche besser im Umgang mit sozialen Medien zu schützen. Mit der Festlegung eines Mindestalters für die Nutzung dieser Plattformen erhofft man sich, die Sicherheit junger Menschen im digitalen Raum zu erhöhen. Die Fachstelle für Suchthilfe und Prävention in Eschwege und das Medienzentrum Werra-Meißner-Kreis haben sich zu diesem Thema geäußert und unterstützen die Initiative. Vanessa Mühlhause und Dirk Rudolph sind sich einig, dass diese Altersgrenze jedoch allein nicht ausreichen wird, um die jüngeren Nutzer zu schützen.
Die beiden Experten appellieren, dass Kinder nicht nur durch Altersbeschränkungen geschützt werden können. Oftmals umgehen sie diese, indem sie falsche Geburtsdaten angeben. Um das Problem nachhaltig anzugehen, bedarf es einer Kombination aus klar definierten Altersgrenzen, elterlicher Begleitung sowie einer umfassenden Medienbildung. Dirk Rudolph hebt hervor, dass die Verantwortung auch bei den Plattformbetreibern liegt, indem sie wirksame Filtermöglichkeiten für jugendgefährdende Inhalte bereitstellen.
Mediennutzung im Fokus
Die körperliche und psychische Gesundheit junger Menschen leidet zunehmend unter übermäßigem Medienkonsum. Eine aktuelle OECD-Studie hat gezeigt, dass die mentale Gesundheit von Jugendlichen in den letzten 15 Jahren dramatisch abgenommen hat. Dabei wird das Thema Medienkonsum immer häufiger in Schulen und Familien angesprochen, doch die Jugendlichen suchen selten aktiv nach Hilfe. Im Werra-Meißner-Kreis fehlen zudem offizielle Kriterien, um problematischen Mediengebrauch bei Kindern zu diagnostizieren.
Die KIM-Studie 2024, die vom medienpädagogischen Forschungsverbund Südwest veröffentlicht wurde, untersucht das Medienverhalten von Kindern im Alter von 6 bis 13 Jahren in Deutschland. Die Befragung ergab, dass 72 % der Kinder aktiv im Internet sind, wobei die Nutzung in der Altersgruppe der 12- bis 13-Jährigen nahezu bei 100 % liegt. Besonders beliebt ist die Messaging-App WhatsApp, die 73 % der Kinder mindestens einmal pro Woche nutzen.
Verantwortung teilen
Auch in der analogen Welt ist der Zugriff auf Medien allgegenwärtig. So haben fast die Hälfte der Kinder im Grundschulalter ein eigenes Smartphone, das häufig mit in die Schule gebracht wird. Erschreckend ist, dass 55 % der Eltern keinerlei Maßnahmen ergreifen, um die Mediennutzung ihrer Kinder zu steuern. Diese hohe Mediatisierung der Kindheit führt dazu, dass viele Inhalte, die über Smartphones und Tablets erreichbar sind, nicht altersgerecht sind.
Im Werra-Meißner-Kreis haben sich lokale Institutionen im Mediennetzwerk „Click smart“ zusammengeschlossen. Dieses Netzwerk setzt sich für eine verantwortungsvolle Medienbildung ein. Zudem bietet die Initiative klicksafe Unterstützung für Eltern und Lehrkräfte an, um die Online-Kompetenz der Kinder zu fördern und ihnen ein kritisches Bewusstsein für Themen wie Datenschutz und Privatsphäre zu vermitteln.
Die Digitalisierung ist nicht mehr aufzuhalten, und die Verantwortung dafür, dass Kinder sicher im Netz navigieren können, liegt nicht nur bei ihnen selbst. Es ist an der Zeit, dass die Gesellschaft gemeinsam Lösungen findet, um den Herausforderungen des digitalen Zeitalters gerecht zu werden.