Hessen in Sorge: Mehrheit zweifelt an der Funktionsfähigkeit der Demokratie

Hessen in Sorge: Mehrheit zweifelt an der Funktionsfähigkeit der Demokratie

Wiesbaden, Deutschland - In Hessen sorgt eine aktuelle Umfrage zur Demokratie für Diskussionsstoff. Laut einer Studie von Infratest Dimap im Auftrag der Landesregierung fühlen sich 51 % der Hessinnen und Hessen unzufrieden mit der Funktionsweise der Demokratie in Deutschland. Diese Zahlen wurden von Staatskanzleichef Benedikt Kuhn (CDU) kürzlich in Wiesbaden vorgestellt. Während nur 8 % die Demokratie als sehr gut empfinden und 39 % als gut, zeigen aber 58 % an, dass sie das demokratische System in Hessen positiv bewerten.

Die Umfrage, die 1.502 wahlberechtigte Personen in Hessen im April 2025 umfassend befragte, zeigt ein überwiegend positives Stimmungsbild in der hessischen Bevölkerung, wie auch aus der Pressemitteilung der hessischen Staatskanzlei hervorgeht. Hier hat mit 60 % eine Mehrheit die Ansicht, dass die Demokratie in Hessen besser funktioniert als im Bundesdurchschnitt. Diese optimistischen Einschätzungen stehen allerdings in starkem Kontrast zu den besorgniserregenden Ergebnissen in Bezug auf die öffentliche Ordnung und Bürokratie: Ganze 86 % der Befragten geben an, Angst vor einem Zerbrechen derselben zu haben, während 77 % den Eindruck haben, dass der Staat von Bürokratie erstickt wird.

Vertrauen und Engagement

Ein weiterer interessanter Aspekt der Umfrage ist das Vertrauen in lokale Politiker. Bürgermeister genießen weitaus mehr Ansehen als die Bundesregierung. Das Vertrauen in die Regionale und lokale Politik scheint hoch zu sein, während es gegenüber der Bundesebene und den Medien nach wie vor niedrig ist. Die Umfrageergebnisse zeigen, dass das Vertrauen in politische Institutionen im Bund stark gesunken ist: Nur 9 % der Befragten vertrauen den Parteien, verglichen mit 20 % im Jahr 2021.

Die Studie weist darauf hin, dass Demokratiekritik insbesondere bei Menschen mit geringerem Einkommen sowie in ländlichen Gebieten und bei mittleren Generationen zu beobachten ist. Ein zusätzliches Ergebnis der Umfrage ist, dass 30 % der Befragten sich kaum über Landespolitik informieren, wobei vor allem junge Menschen hiervon betroffen sind. Gleichzeitig gibt es aber eine starke Verbundenheit zur Heimat: 88 % der Hessinnen und Hessen fühlen sich mit ihrem Bundesland verbunden, mehr als die Hälfte sogar sehr.

Forderungen nach Veränderungen

Ein zentrales Thema in der Diskussion ist der Ruf nach mehr Transparenz und Bürgernähe in der Politik. So wünschen sich 77 % der Befragten ein einfacheres und verständlicheres Wahlrecht, während 75 % direkt gewählte Abgeordnete im Parlament anstreben. Ergebnisse der Umfrage werden im Kabinettsausschuss zum Demokratiefördergesetz besprochen. Ministerpräsident Boris Rhein hat bereits angekündigt, den Fokus auf den Aufbau von Vertrauen in die Demokratie zu legen, was bei den Menschen auf großes Interesse stößt.

Zusätzlich befürworten 90 % der Befragten eine zusätzliche Deutschstunde in Grundschulen, um die Sprachförderung zu erhöhen, was zeigt, dass den Menschen Bildung und Integration am Herzen liegen. Sicherheitsbedenken bleiben weiterhin ein heißes Thema: 70 % unterstützen sicherheitspolitische Initiativen, wie den Sieben-Punkte-Plan fürs Frankfurter Bahnhofsviertel.

Ein weiterer Aspekt der aktuellen Umfragesituation ist die wachsende Besorgnis über die Präsenz von Hetze und Gewalt, besonders in sozialen Medien. 80 % der Befragten sind überzeugt, dass soziale Netzwerke diese Problematiken verschärfen. Es wird deutlich, dass ein Umdenken und neue Ansätze in der Politik gefordert sind.

Insgesamt lässt sich feststellen, dass die Demokratie in Hessen zwar Luft nach oben hat, jedoch auch viele positive Impulse spürbar sind. Die Bürgerinnen und Bürger scheinen bereit für Veränderungen und fordern eine aktivere Rolle in der politischen Gestaltung ihrer Heimat.

Details
OrtWiesbaden, Deutschland
Quellen

Kommentare (0)