Kritik am Rettungsdienst: Landkreis wehrt sich gegen Zentralisierung!
Kritik am Rettungsdienst: Landkreis wehrt sich gegen Zentralisierung!
Dieburg, Deutschland - Zurzeit brodelt es im Landkreis Darmstadt-Dieburg: Die Reformpläne der Krankenkassen für den Rettungsdienst stoßen auf scharfe Kritik. Am 8. Juli 2025 präsentierte der Verband der Ersatzkassen (vdek) einen Prüfbericht, der die 25 integrierten zentralen Leitstellen für Rettungsdienst, Brand- und Katastrophenschutz im Land unter die Lupe nahm. Diese Auswertung kam bei Landrat Klaus Peter Schellhaas und seinem Team alles andere als gut an. „Wir können nicht nachvollziehen, wie man auf die Idee kommen kann, bewährte Strukturen einfach aufzulösen“, erklärt Schellhaas in einer Stellungnahme. Das Unverständnis über die Ergebnisse des Berichts, die ausschließlich Daten aus rettungsdienstlichen Einsätzen betrachten, sei groß, so ladadi.de.
„Wir haben hier im Landkreis hohe Qualitätsstandards“, betont Schellhaas und verweist auf die intensive technische Vernetzung mit Nachbarleitstellen sowie den hohen Digitalisierungsgrad des Rettungsdienstes. Ein weiterer Punkt, der in der hiesigen Diskussion oft nicht ausreichend berücksichtigt wird, ist die bedeutende Rolle der Leitstellen als Krisenmanager, betont Kreisbrandinspektor Matthias Maurer-Hardt. „Eine Zentralisierung könnte unsere Flexibilität in der Gefahrenabwehr ernsthaft gefährden“, warnt er und erkennt zugleich das Argument an, dass Ortskenntnis in einem so ländlichen Gebiet wie dem unseren unverzichtbar sei.
Forderungen nach Reformen
Die Krankenkassen hingegen schlagen Alarm: Sie warnen vor Überlastung, hohen Kosten und veralteten Strukturen im Rettungsdienst. Ein umfassender Reformbedarf sei dringend notwendig, so die Stimmen der Tagesschau vom 10. Juli 2025. Die Forderungen umfassen die Schaffung einer zentralen virtuellen Gesundheitsleitstelle und die Implementierung einer einheitlichen Notrufabfrage mit telemedizinischer Betreuung. Diese Kritikfäden stützen sich auf die Erfahrung anderer Länder, wie etwa den Niederlanden und Dänemark, wo zentrale Leitstellen bereits erfolgreich etabliert sind.
„Aktuell sind die 25 eigenständigen Rettungsleitstellen in Hessen zu kleinteilig und teuer“, warnen die Krankenkassen. Die Preise für Notfall-Leitstellen sind in den letzten zehn Jahren um 73%, für Krankentransporte sogar um 97% gestiegen. Der Hessische Städtetag sieht allerdings die örtlichen Leitstellen als unverzichtbar für die kommunale Gefahrenabwehr und fordert eine verstärkte Zusammenarbeit und Vernetzung der bestehenden Systeme anstatt einer radikalen Zentralisierung. Auch private Anbieter im Rettungsdienst beklagen, oft von Ausschreibungen ausgeschlossen zu werden, was den Wettbewerb und damit auch die Innovationskraft einschränkt.
Entwicklung ohne Zerschlagung bewährter Strukturen
Trotz dieser angespannten Lage zeigt sich der Landkreis Darmstadt-Dieburg offen für sinnvolle Weiterentwicklungen im Rettungsdienst. „Aber wir lehnen die Zerschlagung bestehender Strukturen ab“, macht Schellhaas unmissverständlich klar. Die Bereitschaft, auf die Herausforderungen im Rettungsdienst zu reagieren, fehlt nicht, jedoch müssen Reformen im Einklang mit den bewährten Gegebenheiten stehen. Schließlich soll die Versorgung der Bevölkerung nicht nur gewährleisten, dass im Notfall schnelle Hilfe ankommt, sondern auch den hohen Qualitätsstandard, den der Landkreis bereits jetzt bietet, aufrechterhalten.
Die Diskussion um die Reformen im Rettungsdienst wird der Region auch in den kommenden Wochen weiterhin stark beschäftigen. Die richtige Balance zwischen notwendiger Modernisierung und dem Erhalt bestehender, funktionierender Strukturen ist der Schlüssel für eine zukunftssichere Lösung.
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Ort | Dieburg, Deutschland |
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