Bebra gedenkt: Buch über die Novemberpogrome 1938 vorgestellt
Am 28.08.2025 präsentierte Dr. Heinrich Nuhn sein Buch über die Novemberpogrome 1938 in Bebra, betont die historische Bedeutung für die Erinnerungskultur.

Bebra gedenkt: Buch über die Novemberpogrome 1938 vorgestellt
Vor kurzem fand im Bebraer Rathaussaal eine bedeutende Buchvorstellung statt, die die Erinnerung an eine dunkle Zeit in der deutschen Geschichte wachhält. Dr. Heinrich Nuhn präsentierte sein neuestes Werk „Tage des Wahnsinns“, das sich detailliert mit den Novemberpogromen von 1938 in Bebra und Rotenburg beschäftigt. Rund 120 Interessierte waren anwesend und zeigten damit großes Interesse an einem Thema, das auch heute noch von zentraler Bedeutung ist. Bürgermeister Stefan Knoche hob hervor, wie wichtig dieses Buch für die Nachwelt und das Gedenken an die jüdischen Einwohner der Region ist.
Die Veranstaltung war besonders bewegend, da Bernd Kappes, der Enkel von Gerda Kappes, ein persönliches Dokument vortrug. In einem Brief aus dem Jahr 1938 schilderte Gerda die Zerstörung des Hauses ihres jüdischen Vermieters Manfred Emanuel. Bernd spiegelte die Worte seiner Großmutter wider und reflektierte über die Scham, die mit der Hoffnung seiner Großmutter verbunden war, dass ihr Mann von den Verkäufen der jüdischen Häuser profitieren könnte. So wie er es formulierte, ist eine kritische Auseinandersetzung mit der Geschichte und der Sprache sowohl notwendig als auch unangenehm.
Schatten der Vergangenheit
Ein Blick in die Geschichte zeigt, dass die Pogrome am 7. November 1938 in Bebra ihren Anfang nahmen. Es war der Tag, an dem ein Attentat auf den deutschen Diplomaten Ernst vom Rath ausgelöst durch die Verzweiflung von Herschel Grynszpan, einem polnischen Juden, die Spirale von Gewalt und Zerstörung einleitete. Jüdische Einrichtungen wurden angegriffen und teils vollständig verwüstet. Lokale Geschäfte und Wohnhäuser blieben nicht verschont: Fenster und Türen wurden eingetreten, und die Synagoge sowie die jüdische Schule wurden zerstört. Diese Ausschreitungen markierten den Beginn eines vermehrten antisemitischen Terrors in Deutschland und betrafen schätzungsweise zwischen 15.000 und 17.000 Menschen in der Region.
Die Ausschreitungen hielten bis in die frühen Morgenstunden des 8. November an, und die Polizei schritt erst dann ein, als Plünderungen drohten. In den Darstellungen der Zeit wird deutlich, dass diese Gewalt nicht nur ein lokales Phänomen war, sondern Teil eines größeren, systematischen Angriffs auf die jüdische Bevölkerung in Deutschland. Schätzungsweise kamen bei diesen Pogromen etwa 400 Menschen ums Leben, während mehr als 1.400 Synagogen und zahlreiche jüdische Einrichtungen in Flammen aufgegangen sind. Diese brutale Eskalation war der Vorläufer für die Massenverhaftungen, die bald darauf folgten.
Ein Lebenswerk mit Botschaft
Die Buchpräsentation war auch eine Würdigung von Dr. Nuhn, dessen Archivarbeit und Vortrag von Landrat Torsten Warnecke gewürdigt wurden. Nuhn erläuterte, dass „Tage des Wahnsinns“ nicht nur als Dokumentation, sondern auch als eindringliche Mahnung zu verstehen ist. Die Veröffentlichung im Jahr 2025 zielt darauf ab, die Gefahren von Intoleranz und Hass aufzuzeigen. Das Buch bietet zudem Stadtrundgänge, die für den Schulunterricht genutzt werden können – eine wertvolle Ergänzung, um die Geschichte für zukünftige Generationen greifbar zu machen.
Mit einem Preis von 25 Euro und 670 Seiten voller Informationen über die Pogrome in Bebra und Rotenburg stellt dieses Werk einen wichtigen Beitrag zur Aufarbeitung der Geschichte dar. Die ISBN lautet 3-933734-19-8. In der Hoffnung, dass solche Ereignisse niemals in Vergessenheit geraten, bleibt die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit unabdingbar.