Ursula Vaupels bewegende Lesung: Ein Blick auf die Dunkelheit der Geschichte

Ursula Vaupels bewegende Lesung: Ein Blick auf die Dunkelheit der Geschichte

Witzenhausen, Deutschland - Am 15. Juni 2025 fiel der Startschuss für eine eindrucksvolle Projektwoche an der Brüder-Grimm-Schule in Witzenhausen. Im Mittelpunkt stand eine Lesung aus dem Buch „Auch ich war ein Hitler-Mädchen“ von Ursula Vaupel, die durch ihre Tochter, Milena Vaupel-Kenter, und Thekla Rotermund-Capar für die Schüler der Klassen 8 bis 10 anschaulich präsentiert wurde. Die Veranstaltung hatte das Ziel, die Auseinandersetzung mit der Geschichte zu fördern und wird im Rahmen des Mottos „Demokratie stärken – Werte (er)leben“ durchgeführt. In der Lesung wurden zentrale Themen wie die Machtergreifung Hitlers und der Umgang der Familie Vaupel mit den damaligen Ereignissen behandelt, was bei den Schülerinnen und Schülern auf großes Interesse stieß. 

Ursula Vaupel, Jahrgang 1928, beschreibt in ihren Erinnerungen, wie ihre Familie, die von den Folgen der Inflation und der Weltwirtschaftskrise betroffen war, den Nazi-Ideologien verfiel. Schon als Jugendliche wollte sie eine Karriere im Bund Deutscher Mädel anstreben, wurde jedoch aufgrund eines fehlenden Unterarms ausgeschlossen. Ihre Kindheit und Jugend bieten einen tiefen Einblick in das Schicksal von Juden, mit denen sie als Nachbarn eng verbunden war. Später musste sie erkennen, dass diese Deportationen erlitten und viele im Konzentrationslager Auschwitz ermordet wurden. Die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus begann erst nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, als Vaupel begann, ihre eigenen Erfahrungen kritisch zu reflektieren.

Von der Erinnerung zur Aufklärung

Im Jahr 2016, als Ursula Vaupel über 70 Jahre alt war, veröffentlichte sie ihre bewegenden Jugenderinnerungen. Die Verbindung zu Paul Kester, einem jüdischen Nachbarsjungen, der den Holocaust überlebte, zeigt ihren persönlichen Bezug zu den schrecklichen Geschehnissen dieser Zeit. Ihre Lebensgeschichte und ihr Engagement in der Flüchtlingsarbeit ziehen sich durch ihr nachfolgendes Wirken. An der Schule wird auch ein Schulfest stattfinden, das mit Musik- und Theateraufführungen sowie Sport- und Spielaktionen für die ganze Familie aufwartet – darunter auch eine Umweltpreisverleihung und ein Poetry Slam.

Die Brüder-Grimm-Schule ist nicht die einzige Institution, die sich mit dem Thema beschäftigt. So plant das Gymnasium Horkesgath in Krefeld eine bewegende Projektwoche, die sich vom 20. bis 24. Januar 2025 dem Holocaust widmet und rund 700 Schülerinnen und Schüler mobilisieren möchte. Eine enge Zusammenarbeit mit der NS-Dokumentationsstelle Villa Merländer unterstreicht die Ernsthaftigkeit des Vorhabens. Ziel dieser Woche ist es, eindrucksvoll auf Antisemitismus, Rassismus und Ausgrenzung aufmerksam zu machen, wobei der reguläre Unterricht durch verschiedene Projekte ersetzt wird. Unter den geplanten Aktivitäten sind unter anderem ein Puppentheater für jüngere Klassen sowie Workshops über Rassenlehre und Sportpropaganda der Nationalsozialisten. 

Holocaust-Erziehung im Fokus

Der Umgang mit der NS-Geschichte ist ein heiß diskutiertes Thema in der Bildung. Die Auseinandersetzung mit dem Holocaust gehört mittlerweile zum festen Bestandteil der Lehrpläne in Deutschland, allerdings zeigen Umfragen, dass es auch heute noch Vorurteile und Widerstände gibt, insbesondere gegenüber Gedenkveranstaltungen und der Präsentation totgeschwiegen gewordener Themen. Die Berichterstattung über den Holocaust hat in den letzten Jahrzehnten zugenommen, was unter anderem durch die berühmte Fernsehserie „Holocaust“ aus den späten 1970er Jahren initiiert wurde. Diese hat das Bewusstsein in der Öffentlichkeit entscheidend geprägt, und das Thema wird auch international diskutiert, insbesondere in Hinblick auf die Integration in die pädagogische Arbeit.

Mit einem frischen Wind durch diesen anstrengen Alltag laden die Schulen sowohl in Witzenhausen als auch in Krefeld dazu ein, sich mit der dunklen Vergangenheit Deutschlands auseinanderzusetzen und aus den Fehlern der Geschichte zu lernen. Lehren aus der Geschichte sind unerlässlich, um die Werte der Demokratie zu stärken und Jugendliche für die Gefahren des Antisemitismus und Rassismus zu sensibilisieren. Es bleibt zu hoffen, dass die Schulgemeinden auch in Zukunft ein gutes Händchen bei der Gestaltung solcher Projekte haben.

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OrtWitzenhausen, Deutschland
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