Bistum Mainz startet Machbarkeitsstudie für Kletterkirche!

Bistum Mainz startet Machbarkeitsstudie für Kletterkirche!

Heppenheim, Deutschland - In Hessen tut sich einiges, wenn es um die Umnutzung von Kirchen geht. Angelehnt an bestehende Projekte in Mönchengladbach, Pirna und Bad Orb, wird im Bistum Mainz die Gründung einer „Kletterkirche“ geprüft. Eine eigens eingerichtete Projektgruppe hat die Aufgabe, die Machbarkeit dieses außergewöhnlichen Vorhabens zu beleuchten. Gesucht wird eine Kirche mit viel Raumvolumen, einer hohen Decke und einem großzügigen Außengelände, um diese Idee Realität werden zu lassen.
Die Kletterkirche soll nicht nur kommerzielle Aspekte abdecken, sondern auch inhaltliche und pastorale Möglichkeiten bieten. Die Vision dahinter: ein Ort der Begegnung zwischen Menschen und der Kirche zu schaffen. Zukünftige Angebote könnten beispielsweise für Kommunionkinder, Firmlinge sowie zur Ehevorbereitung und Teambuilding genutzt werden. Das hat das Bistum Mainz in einem aktuellen Bericht auf Bistum Mainz bekanntgegeben.

Über den Tellerrand schauen

Diese Initiative ist Teil eines größeren Trends in Deutschland. Mit den sinkenden Mitgliederzahlen der großen Kirchen stellen viele Gemeinden die Nutzung ihrer Immobilien infrage. Eine Analyse zeigt, dass die Zahl der Menschen, die einer der beiden großen Konfessionen angehören, von drei Vierteln vor zwei Jahrzehnten auf jetzt weniger als die Hälfte gefallen ist. Das hat nicht nur Auswirkungen auf die Anzahl der Gläubigen, sondern auch auf die Nutzung und den Erhalt von Kirchengebäuden. So denken viele Gemeindevertreter, wie Pfarrer Mario Lukes, über Sparprogramme nach. „Die Erhaltungskosten sind enorm“, sagt er und bezeichnet den Verkauf von Gotteshäusern als logischen Schritt. Momentan stehen zahlreiche Kirchen in Deutschland zum Verkauf – von denkmalgeschützten Gebäuden bis hin zu leerstehenden Gotteshäusern, die schlichtweg nicht mehr genutzt werden. So werden in Eschwege drei katholische Kirchen mit Preisen zwischen 50.000 und 220.000 Euro angeboten, wie Tagesschau berichtet.

Die Machbarkeitsstudie für die Kletterkirche berücksichtigt technische, betriebswirtschaftliche sowie sozialraumorientierte Aspekte und wird bis zum 15. November 2025 durchgeführt. Nach der Bewerbung erfolgt bis zum 15. Januar 2026 eine Vorprüfung der vorgeschlagenen Kirchen durch Architekten, Statiker und Betriebswirte. Das finale Ergebnis dieser Prüfung wird Ende März 2026 vorliegen und der Steuerungsgruppe zur Entscheidungsfindung präsentiert.

Ein Blick auf die Vergangenheit

Die Diskussion über die Umnutzung von Kirchen ist keineswegs neu. Bereits seit 30 Jahren wird darüber nachgedacht, wie sakrale Räume transformiert werden können. Historisch gesehen gab es immer wieder Umnutzungen, bedingt durch Säkularisationsprozesse. Ein Beispiel aus der Geschichte ist der Reichsdeputationshauptschluss im 19. Jahrhundert, der viele kirchliche Gebäude in andere Nutzungen überführte. Auch heute ist die Multifunktionalität von Gebäuden hoch im Kurs. So wurden Kirchen bereits zu Kunstgalerien, Veranstaltungsorten oder Wohnheimen umfunktioniert. Wie die Bundeszentrale für politische Bildung feststellt, stellt der Erhalt und die Transformation von Kirchen an die Gesellschaft eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe dar.

Die Kletterkirche könnte also nur der Anfang einer neuen Welle der Umnutzung von Kirchen sein. Mit neuen, kreativen Nutzungskonzepten könnte es gelingen, Kirchenräume als Resonanzräume für eine pluralistische Gesellschaft zu positionieren. Und so ist die Kletterkirche vielleicht kein rein kommerzielles Abenteuer, sondern auch ein Versuch, den Dialog zwischen Kirche und Gesellschaft neu zu beleben.

Für interessierte Gemeinden, die an der Machbarkeitsstudie teilnehmen möchten, steht Regionalreferent Bernd Lülsdorf als Ansprechpartner bereit (E-Mail: bernd.luelsdorf@bistum-mainz.de, Telefon: 0176/12539188).

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OrtHeppenheim, Deutschland
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