Peter Ramme enthüllt die Schatten seiner Herkunft aus Bad Arolsen

Peter Ramme enthüllt die Schatten seiner Herkunft aus Bad Arolsen

Bad Arolsen, Deutschland - Wie geht es in Bad Arolsen zu? An der Christian-Rauch-Schule war kürzlich ein ganz besonderer Gast zu Besuch: Peter Ramme, der seine Geschichte über die Suche nach seinen leiblichen Eltern mit den Schüler:innen teilte. Ramme, dessen Mutter Else Schlag in der Stadt gebar, traf seinen leiblichen Vater Albin Sawatzki bisher nicht, stellte jedoch faszinierende Informationen über dessen Vergangenheit im Konzentrationslager Mittelbau-Dora zur Verfügung. Am 18. April 1944 kam Else Schlag mit ihrem neugeborenen Sohn Peter in das Hotel „Fürst Friedrich“ in Bad Arolsen. Da Sawatzki, der zu jener Zeit verheiratet war, um sein Ansehen fürchtete, wünschte er, dass das Kind adoptiert werde.

Nach drei Monaten im Korbacher Kinderheim wurde Peter von der Familie Ramme adoptiert. Erst nach dem Tod seiner Adoptiveltern begann Peter mit der Suche nach seinen leiblichen Eltern. Dabei fand er seine Mutter in Köln, konnte jedoch seinen Vater, der während des Krieges im KZ Mittelbau-Dora tätig war, nicht ausfindig machen. Ramme betonte gegenüber den neugierigen Schüler:innen, dass er bei seinen Nachforschungen keinen „Nazi“ suchen wollte, sondern seinen Vater.

Der Blick hinter die Geschichte

Klar war, dass Sawatzki kein Mitläufer war, sondern aktiv im Raketenwaffen-Programm involviert war. Diese Informationen gaben den Schüler:innen einen neuen Blickwinkel auf die Geschichte von Mittelbau-Dora, einem Ort, an dem über 60.000 Häftlinge litten und mindestens 20.000 an Hunger, Krankheiten und Misshandlungen starben. Nur einige Hundert Häftlinge überlebten die Befreiung des Lagers durch die US-Armee am 11. April 1945, bei der fast 2.000 Leichname gefunden wurden.

Peter Ramme teilte auch mit, dass er den Lebensweg seines Vaters bis zu dessen unklarem Tod verfolgen konnte. Die Schüler waren auf den Vortrag gut vorbereitet und brachten offene Fragen an Ramme, etwa zu dessen persönlichen Gefühlen zum Erbe seines Vaters. Luke Itter, ein Schüler, bemerkte treffend, dass Rammes Perspektive den Blick auf die Geschichte verändere.

Die juristische Aufarbeitung

Die Verbrechen aus dem KZ Mittelbau-Dora fanden bereits kurze Zeit nach dem Krieg ihre juristische Aufarbeitung. Der bekannte Dora-Prozess, der vom 7. August bis 30. Dezember 1947 in Dachau stattfand, interessierte sich für die Verantwortlichen der Gräueltaten, die dort begangen wurden. 19 Männer wurden angeklagt, wobei 15 Verurteilungen ausgesprochen wurden, darunter auch eine Todesstrafe. Dies ist Teil einer langen Geschichte der Auseinandersetzung mit den Vergehen, die im Dienst des Raketenwaffen-Programms stattfanden.

Es lohnt sich, auch einen Blick auf die weiteren Verfahren, wie etwa das Essener Verfahren zu werfen, das in den 1960er Jahren stattfand. Hierbei befasste sich die Stasi mit den Verbrechen im KZ, um sich als Opfervertreter zu inszenieren. Der Prozess kam fast zwei Jahrzehnte nach dem ersten großen Dora-Prozess zustande und verdeutlichte das lange Nachwirken der schrecklichen Ereignisse in der deutschen Nachkriegsgeschichte.

An diesem Tag in Bad Arolsen wurde die komplexe Verbindung zwischen persönlichen Schicksalen und historischer Aufarbeitung lebendig. Peter Rammes Erzählungen ermöglichten es den Jugendlichen, sich nicht nur mit den grauenhaften Geschehnissen im KZ Mittelbau-Dora auseinanderzusetzen, sondern auch mit der Frage, wie sie in unsere heutige Gesellschaft hineinwirken.

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OrtBad Arolsen, Deutschland
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