Missbrauchsskandal im Bistum Fulda: 230 Fälle seit dem Zweiten Weltkrieg!
Missbrauchsskandal im Bistum Fulda: 230 Fälle seit dem Zweiten Weltkrieg!
Fulda, Deutschland - Am 17. Juni 2025 präsentierte eine unabhängige Kommission ihren umfassenden Bericht über den sexuellen Missbrauch im Bistum Fulda. In diesem aufrüttelnden Dokument werden mehr als 230 Fälle von sexuellem Missbrauch seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs aufgezeigt. Wie Tagesschau berichtet, wurden dabei etwa 120 Betroffene sowie 37 mutmaßliche Täter identifiziert. Dies ist nur die Spitze des Eisbergs, denn die Kommission geht von 239 strafbaren sexuellen Handlungen aus, könnte die tatsächliche Zahl aber auch noch höher ausfallen.
Besonders erschreckend ist, dass von all diesen Fällen nur in 23 zu Strafanzeigen geführt wurde. In 29 Fällen fanden intensivere Untersuchungen statt. Die Kommission kritisiert die katholische Kirche scharf für ihre Versäumnisse, die zu einer mangelhaften Aufklärung und zum unzureichenden Schutz der Betroffenen bis zum Jahr 2010 führten. Laut dem Bericht wurde den mutmaßlichen Tätern bis zur Jahrtausendwende Nachsicht entgegengebracht, während das Leid der Betroffenen systematisch ignoriert wurde. Stattdessen stellten sich Pfarrgemeinden häufig hinter die Beschuldigten.
Aufarbeitung der Missbrauchsfälle
Die Haltung der Kirche hat sich erst Ende der 1990er Jahre verändert. Weihbischof Johannes Kapp, der von 1977 bis 2003 für die Personalverantwortung zuständig war, erkennt im Rückblick den Schmerz der Betroffenen an, auch wenn nur in 37 Fällen das Leid offiziell anerkannt wurde. Die Gesamtentschädigung beläuft sich auf 513.000 Euro, wobei lediglich acht Personen therapeutische Unterstützung von der Kirche erhielten. Der Bischof von Fulda, Michael Gerber, entschuldigte sich öffentlich und räumte die Schuld des Bistums ein.
Die Kommission, zusammengesetzt aus Juristen, ehemaligen Kriminalbeamten und weiteren Fachleuten, hat unabhängig von der Diözesanleitung gearbeitet. Doch ihre Arbeit war alles andere als einfach. Schwierigkeiten beim Aktenstudium traten auf, da es in der katholischen Kirche an einheitlichen Standards für die Aktenführung mangelte. Der Skandal um die Vertuschung von Missbrauchsfällen ist mittlerweile 15 Jahre alt, doch die Aufarbeitung geht weiter. So wurde im Jahr 2018 eine umfassende Untersuchung über sexuellen Missbrauch an Minderjährigen in der katholischen Kirche in Deutschland ins Leben gerufen.
Steigende Zahlen und Herausforderungen
Ein aktueller Zwischenbericht des Bistums Fulda zeigt, dass sich die Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs zwar zäh, aber kontinuierlich voranbewegt. Demnach stieg die Zahl der mutmaßlichen Täter von 34 auf 57, darunter Priester, Diakone und Laien im pastoralen Dienst. Wie hessenschau.de berichtet, sind unter diesen Tätern 15 Mehrfach-Täter. Die Zahl der betroffenen Opfer kletterte auf 119, ein Anstieg im Vergleich zu 111 im vorherigen Bericht.
Die Kommission untersucht Missbrauchsfälle von 1946 bis zur Gegenwart und plant die Sichtung von mehr als 1.800 Akten aus den letzten Jahrzehnten. Ziel ist es, am Ende der Ermittlungen konkrete Aussagen über die Verantwortlichen und die Häufigkeit von Missbrauch unter verschiedenen Bischöfen treffen zu können.
In einem breiteren Kontext zeigt sich, dass auch andere Religionsgemeinschaften intensiv an der Aufarbeitung sexualisierter Gewalt arbeiten. Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) verfolgt beispielsweise die Etablierung von Verfahren zu Anerkennungszahlungen und arbeitet an der Schaffung unabhängiger Aufarbeitungskommissionen. Dies wurde in einer Gemeinsamen Erklärung festgehalten, die im Dezember 2023 unterzeichnet wurde.
Die Aufarbeitung von sexueller Gewalt in der katholischen wie auch der evangelischen Kirche bleibt eine Herausforderung, und die Stimmen der Betroffenen müssen weiterhin gehört werden, um nachhaltig Verbesserungen und ein gutes Händchen im Umgang mit diesen schweren Themen zu erzielen.
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Ort | Fulda, Deutschland |
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