Hessen leidet: Gastronomie in der Krise – Wo ist die Ahle Wurst geblieben?

Hessen leidet: Gastronomie in der Krise – Wo ist die Ahle Wurst geblieben?

Bad Arolsen, Deutschland - Der Sommer in Hessen bringt nicht nur sonnige Tage, sondern auch dunkle Wolken für die Gastronomie. Autofahrer suchen verzweifelt nach einer Alternative zur überfüllten Autobahn und ahnen nicht, dass in den kleinen Gemeinden die kulinarische Vielfalt schwinden könnte. An der Bundesstraße, kurz vor Bad Arolsen, prangen Schilder, die auf die Innenstadt hinweisen, doch wenn man ankommt, zeigt sich ein anderes Bild: Eiscafés und Kebab-Buden dominieren das Straßenbild, während die erhoffte Ahle Wurst fehlt. „Hier gibt es nichts, was das Herz eines echten Hessen erfreuen könnte“, murmelt ein hungriger Fahrer und blickt auf die verfallenen Fassaden mancher Gaststätten, die längst ihre Türen geschlossen haben.

Und Bad Arolsen scheint da keine Ausnahme zu sein. Während die Gastronomie um Planeten kämpft, wird ein Blick auf die Gesamtzahlen der Branche deutlich: Im ersten Halbjahr 2025 gab es in Deutschland fast 12.000 Insolvenzen, die höchste Zahl seit einem Jahrzehnt, berichtet FAZ. Vor allem kleine und junge Betriebe sind betroffen – mehr als 88 Prozent der Insolvenzen klopfen bei Kleinstunternehmen mit maximal zehn Angestellten an. Die Gründe sind vielschichtig, aber Spam und Inflation zeigen ihre verheerenden Folgen in der Gastronomie für alle sichtbar.

Das Ende einer Ära

Seit 2020 hat die Branche rekordverdächtige 48.000 Betriebe verloren, und 6.100 Insolvenzanträge kamen allein im Jahr 2023 hinzu. Es gerät immer mehr in Vergessenheit, dass der Staat durch Hilfen während der Lockdowns viele Unternehmen stützen konnte. Aktuell wird jedoch festgestellt, dass die Gastronomie unter dem Druck von Inflation und steigenden Lebenshaltungskosten leidet, was zu drastisch erhöhten Betriebskosten führt. „Das ist bitter für die Branche“, erklärt Ingrid Hartges, Hauptgeschäftsführerin des DEHOGA, und trifft damit den Nerv vieler Gastronomie-Betriebe.

Übel erging es den betroffenen Gastronomen auch durch die erhebliche Anhebung der Mehrwertsteuer auf 19 Prozent, die seit Januar 2024 gilt. „Das schlägt richtig rein“, klagt ein Wirt aus der Region und erklärt, dass die Einnahmen so um 13 Prozent unter dem Niveau von 2019 liegen. Die Bundesregierung will durch diese steuerlichen Maßnahmen zwar zusätzliche Einnahmen generieren, doch die erhofften 3,4 Milliarden Euro haben ihre Schattenseite: Immer mehr Gaststätten stehen am Rand des Abgrunds.

Die Zukunft sieht düster aus

Die Aussicht auf eine Rückkehr zu den Vor-Corona-Zeiten bleibt trüb. Laut Schätzungen könnten Ende 2024 über 15.000 Gastronomiebetriebe in Deutschland insolvenzgefährdet sein, wie etwa das Institut Creditreform anmerkt. Besonders Caterer und Verpflegungsdienstleister sind schwer betroffen, mit einem Anstieg der Insolvenzen um 67 Prozent im vergangenen Jahr. Auch das bedeutet konkret, dass jedes zehnte Gastronomieunternehmen aufgegeben hat und die Insolvenzwelle erst am Anfang ihres Zyklus steht, so die Experten von ZDF.

Nach all diesen Krisen und dem Dauerdruck ist zu befürchten, dass die beeindruckende Kulinarik der Region weiter zurückgehen wird. Nur die Hoffnung bleibt, dass die neuen Pläne der Bundesregierung tatsächlich Früchte tragen und den Gastronomen helfen, wieder auf die Beine zu kommen. In der Zwischenzeit bleibt das Bild der geschlossenen Gaststätten ein deutliches Warnsignal für alle, die in der Gastronomie tätig sind.

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OrtBad Arolsen, Deutschland
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