Kulturkrise in Bensheim: Stadt kämpft ums Überleben der Musikszene
Bensheim leidet unter finanziellen Engpässen, bedroht die Kulturszene. Wichtige Veranstaltungen und Förderungen stehen auf der Kippe.

Kulturkrise in Bensheim: Stadt kämpft ums Überleben der Musikszene
Bensheim steht derzeit unter Druck: Im letzten Jahr klaffte ein beeindruckendes Loch von 40 Millionen Euro in der Stadtkasse, hauptsächlich bedingt durch Einbußen bei der Gewerbesteuer. Diese Situation hat weitreichende Konsequenzen für die Kultur- und Veranstaltungslandschaft der Stadt.
Städtische Veranstaltungen müssen aufgrund der knappen Kasse zunehmend abgesagt oder verkleinert werden. In vielen Fällen sind sie nur dank Sponsoren möglich, die einspringen, wo die öffentlichen Mittel versagen. Ein weiterer Schatten über der Kulturszene ist die Verleihung eines renommierten Theaterpreises, die sich im letzten Jahr zu einem inoffiziellen Akt entwickelte—ausschlaggebend für die betroffenen Künstler und Kulturschaffenden in Bensheim.
Kultur unter Druck
Die geforderten Zuschüsse an Kulturvereine sind nicht mehr gewährleistet. Dies betrifft vor allem diejenigen, die Veranstaltungen planen, und stellt sie vor große Herausforderungen. Anna Vogel wird in ihrem Bericht auf die Auswirkungen dieser Entwicklungen auf die Musikszene in Bensheim eingehen. Die kulturellen Auswirkungen sind deutlich spürbar und werfen Fragen auf, wie die Stadt ihre Identität und kulturelle Vielfalt aufrechterhalten kann.
Die Dringlichkeit der Problematik wird auch durch die Entwicklungen in anderen Städten deutlich. In Kassel wird derzeit im Spohr Museum eine neue Ausstellung präsentiert, die sich den kultigen Konzertorten widmet. Hier stellen Bürger Erinnerungen und Objekte zur Verfügung, die die kulturellen Wurzeln und das Erbe der Region lebendig halten.
Telemann Project und Kammerkonzert
Während Bensheim kämpft, gibt es Lichtblicke in der Kulturlandschaft: Das „Telemann Project“ hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2027 alle 72 Kantaten des Französischen Kantaten-Jahrgangs von Georg Philipp Telemann aufzunehmen. Dieses ehrgeizige Vorhaben wird 2025 für den Opus Klassik nominiert. Zur Eröffnung der Telemann Tage in Frankfurt, die vom 20. bis 25. Oktober stattfinden, werden sogar neue Kantaten präsentiert.
Am 6. Oktober 2024 dürfen wir uns zudem auf das Kammerkonzert der Akademisten des hr-Sinfonieorchesters freuen. In diesem Rahmen werden rund 10 junge Talente Werke von Jean Francaix, Felix Mendelssohn, Václav Nelhýbel und Earle Hagen präsentieren—eine großartige Möglichkeit, aufstrebenden Künstlern eine Bühne zu bieten.
Kultur und Steuern
In einem größeren Zusammenhang wird deutlich, dass Kulturförderung als Staatszielerfüllung gilt. Der Deutsche Kulturrat hat wiederholt darauf hingewiesen, dass auch in Zeiten knapper öffentlicher Kassen Kulturförderung einen Verfassungsauftrag darstellt. Diese Sichtweise könnte entscheidend für die zukünftige finanzielle Unterstützung kultureller Einrichtungen sein, insbesondere angesichts der steuerpolitischen Herausforderungen, die die Gesellschaft betreffen.
Die Rahmenbedingungen für die Förderung kultureller Aktivitäten müssen verbessert werden, denken wir an private Mäzenaten und direkte Kulturförderung. Beispiele wie die Anerkennung von Betriebsausgaben für künstlerische Tätigkeiten oder die Reform der Erbschafts- und Schenkungssteuer könnten hier entscheidend sein, um privatwirtschaftliches Engagement in der Kultur zu aktivieren und zu fördern.
Ob die wirtschaftlichen Schwierigkeiten in Bensheim nur vorübergehender Natur sind oder eine dauerhafte Herausforderung darstellen, wird von der Reaktion der Stadtgesellschaft und der politischen Entscheidungsträger abhängen. Die Kulturszene muss zusammenhalten und neue Wege finden, um auch in schwierigen Zeiten lebendig zu bleiben.
Für weitere Informationen zu diesen Themen können Sie die Artikel von hr2, Haufe und Kulturrat lesen.