Missbrauch im Bistum Fulda: 120 Betroffene und ein Gerichtsurteil!
Missbrauch im Bistum Fulda: 120 Betroffene und ein Gerichtsurteil!
Fulda, Deutschland - In Fulda wird nun klarer, warum die Wunden der Vergangenheit so tief sitzen: Ein neuer Bericht zur Aufarbeitung sexueller Gewalt im Bistum Fulda kommt ans Licht. Mindestens 120 mutmaßlich Betroffene sind seit 1945 zu beklagen, wie katholisch.de berichtet. Der Abschlussbericht der unabhängigen Kommission wurde am Dienstag veröffentlicht und sorgt für Aufsehen. Gerhard Möller, der Kommissionssprecher, hebt hervor, dass die Opfer bis 2010 kaum Beachtung fanden und beschuldigte Amtsträger oft ungestraft blieben.
Der Umgang mit den Vorwürfen war nicht gerade vorbildlich. Es wurde viel daran gesetzt, das Ansehen der Kirche zu wahren, wobei Beschuldigte häufig bis zur Jahrtausendwende nachsichtig behandelt wurden. Versetzungen von Beschuldigten erfolgten oft ohne klare Begründungen, was das Vertrauen in die Institution weiter erschütterte. In vielen Pfarreien erfuhr man mehr Unterstützung für die Beschuldigten als für die Betroffenen, die zum Teil sogar gemieden wurden.
Schmerzhafte Enthüllungen
Der Abschlussbericht ist Ergebnis einer umfassenden Untersuchung, die über vier Jahre hinweg alle Personalakten seit 1945 durchleuchtete. Dabei wurden 2.124 Akten gesichtet, und es zeigte sich eine besorgniserregende Anzahl von 239 dokumentierten sexuellen Übergriffen. Trotzdem ist mit einer hohen Dunkelziffer zu rechnen, was die Besorgnis über das Ausmaß der Gewalt unterstreicht. Wenigstens 37 Betroffenen wurde eine finanzielle Entschädigung gewährt, doch das ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Bischof Michael Gerber, der seit 2019 im Amt ist, hat den Bericht entgegengenommen und um Entschuldigung für das Versagen seines Bistums gebeten.
Der Bericht wird am 26. Juni von Gerber ausführlicher kommentiert. Aber die Aufarbeitung ist längst nicht abgeschlossen. Das Bistum hat bereits erste Schritte in die Wege geleitet, um solche Vergehen künftig zu verhindern. Die Gründung einer unabhängigen Kommission im Jahr 2021 soll gewährleisten, dass Transparenz und Unabhängigkeit in die Aufarbeitung einfließen. Hierbei stehen Gespräche mit Betroffenen und Zeitzeugen an erster Stelle.
Zukunftsperspektiven
Um aus der Vergangenheit zu lernen, ist eine offene Auseinandersetzung mit den Themen Missbrauch und Vertuschung vonnöten. Das Bistum Fulda erkennt an, dass noch viele Hürden zu nehmen sind, um das Vertrauen zurückzugewinnen. Die Maßnahmen zur Prävention und Intervention wurden bereits eingeführt, inklusiv Schulungen und Unterstützung bei der Erarbeitung von Schutzkonzepten. Dafür gibt es nun spezialisierte Ansprechpersonen für Betroffene, die direkt kontaktiert werden können:
- Stefan Zierau (Dipl.-Pädagoge, Supervisor, Psychotherapeut): E-Mail: stefanzierau.extern@bistum-fulda.de, Telefon: 0661/3804443
- Tatjana Junker (Interventionsbeauftragte): E-Mail: intervention@bistum-fulda.de, Telefon: 0661/87-475
- Birgit Schmidt-Hahnel (Präventionsbeauftragte): E-Mail: praevention@bistum-fulda.de, Telefon: 0661/87-519
Zusätzlich gibt es eine Webseite, die weitere Informationen zu den Maßnahmen des Bistums Fulda bereitstellt: www.hinsehen-handeln-bistum-fulda.de.
Insgesamt bleibt festzuhalten, dass die Veröffentlichung des Berichts eine schmerzliche Auseinandersetzung mit der Vergangenheit darstellt. Der Verein „Betroffene hören“, der Teil der Kommission ist, hat seither betont, wie wichtig es ist, dass die Stimmen der Betroffenen nicht länger ignoriert werden. Die Lehren aus den Fehlern der Vergangenheit müssen nun deutliche Veränderungen mit sich bringen, um eine sichere Umgebung für alle Gläubigen im Bistum Fulda zu schaffen. Weitere ähnliche Berichte in anderen katholischen Bistümern zeigen, dass dies ein europaweites Problem ist, das umfassend angegangen werden muss, wie auch beauftragte-missbrauch.de thematisiert.
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Ort | Fulda, Deutschland |
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