Geburtenrückgang im Werra-Meißner-Kreis: Alarmierende Trends für Familien

Geburtenrückgang im Werra-Meißner-Kreis: Alarmierende Trends für Familien

Werra-Meißner-Kreis, Deutschland - Die Anzahl der Geburten im Werra-Meißner-Kreis hat im vergangenen Jahr erneut einen Rückgang verzeichnet. Dies betrifft vor allem die Zweit- und Drittgeburten, was eine besorgniserregende Entwicklung darstellt. Dr. Christine Seitz, Chefärztin für Geburtshilfe und Gynäkologie am Klinikum Werra-Meißner, macht deutlich, dass die Verteilung der Gebärenden einen klaren Trend zeigt: Im letzten Jahr waren 43% Erstgebärende und 57% Mehrgebärende, während dieser Wert in der Vorjahresperiode noch 38% Erstgebärende und 61% Mehrgebärende betrug. Solche Entwicklungen sind kein Einzelfall, sondern Teil eines größeren Trends: Deutschland erlebt seit 2021 den dritten Geburtenrückgang seit der Wiedervereinigung, wie HNA berichtet.

Zahlen und Gründe

Die Gesamtzahl der Geburten im Klinikum Werra-Meißner schwankt in den letzten zehn Jahren zwischen 350 und 425 pro Jahr. Wirtschaftliche Überlegungen und persönliche Lebensvorstellungen spielen eine entscheidende Rolle bei der Familienplanung. Eine Familie mit einem Kind kosten nach Schätzungen zwischen 150.000 und 180.000 Euro bis zur Volljährigkeit, was viele potenzielle Eltern abschrecken könnte. Hinzu kommen gesellschaftliche Faktoren, medizinische Gründe und nicht zuletzt Ängste um die Zukunft, die bei vielen Zweifel an einer Familiengründung aufkommen lassen. Der durchschnittliche Kinderwunsch pro gebärfähiger Frau liegt seit Jahrzehnten unter dem notwendigen Erhaltungsniveau von 2,1 Kindern pro Frau. Laut den neuesten Erhebungen liegt die Zahl im Werra-Meißner-Kreis bei nur 1,46 Kindern pro Frau, ein Rückgang im Vergleich zu 1,57 im Jahr 2016/2017.

Die sinkende Zahl der Geburten hat auch Auswirkungen auf die lokale Infrastruktur. Kindertagesstätten und Grundschulen könnten sich langfristig anpassen müssen. Das bedeutet, dass möglicherweise Krippengruppen geschlossen werden und kleinere Grundschulen Schwierigkeiten haben werden, genügend Schüler zu finden. Zudem könnte der Fachkräftemangel im sozialen Bereich und im Handwerk zunehmen.

Steigende Kaiserschnitt-Raten

Eine noch weniger erfreuliche Entwicklung zeichnet sich im Bereich der Entbindungen ab: Im Werra-Meißner-Kreis nehmen die Kaiserschnittgeburten zu. Aktuell liegt die Kaiserschnittquote in Deutschland bei 32,6% – dem höchsten Wert seit Beginn der Erhebungen. Im Eschweger Klinikum beispielsweise liegt die Rate bei etwa 25%. Ein Trend, der von der Erfahrung der Ärzt:innen unterstützt wird: Ängste vor Komplikationen bei spontane Geburten und der Wunsch nach größerer Planbarkeit treiben viele Frauen dazu, eine Entbindung per Kaiserschnitt in Betracht zu ziehen. Laut Werra-Rundschau sind Wunschkaiserschnitte im Eschweger Klinikum jedoch selten, und es wird betont, dass wirtschaftliche Gründe bei der Wahl der Entbindungsform keine Rolle spielen sollen.

Gesellschaftliche Veränderungen

Diese Entwicklungen stehen im Einklang mit einem bundesweiten Trend. In Deutschland ist seit den 1990er-Jahren ein fortwährender Rückgang der Geburtenzahlen zu beobachten. Von einem Höchststand in den späten 1990er-Jahren, als 905.675 Kinder geboren wurden, fiel die Zahl bis 2024 auf etwa 680.000, der niedrigste Wert seit 2014. Die Ursachen sind vielfältig, von wirtschaftlichen Unsicherheiten über Veränderungen in der Lebensplanung bis hin zu gesundheitlichen Aspekten. Vor diesem Hintergrund bietet die Beratungsstelle für Schwangerschaft, Familie und Sexualität des AWO Kreisverbands Werra-Meißner Unterstützung bei Fragen zur Familienplanung an, um den Tendenzen zur weiteren Senkung der Geburtenrate entgegenzuwirken.

Durch die Zertifizierung des Werra-Meißner-Kreises als „familiengerechter Landkreis“ wird versucht, durch günstigen Wohnraum und gute Betreuungsmöglichkeiten, die Lebensbedingungen für Familien zu verbessern. Dies könnte langfristig einen positiven Einfluss auf die Geburtenrate haben.

Teilen wir also die Hoffnung, dass diese Maßnahmen und Angebote den Wandel in der Geburtenlandschaft aufhalten oder sogar umkehren können. Wenn wir ehrlich sind, liegt hier ein wichtiges Anliegen für die Zukunft unserer Region.

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OrtWerra-Meißner-Kreis, Deutschland
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