Gedenkabend in Eschwege: Erinnern an Freundschaft und Verlust
Eschwege erinnert mit einem Gedenkabend in der ehemaligen Synagoge an die Pogromnacht 1938 und die Bedeutung von Freundschaft.

Gedenkabend in Eschwege: Erinnern an Freundschaft und Verlust
Die Nacht der Kultur in Eschwege, die am 11. November 2025 stattfand, stand unter dem bewegenden Motto „Freundschaft“ und zog zahlreiche Besucher in die ehemalige Synagoge auf dem Schulberg. Ein eindrucksvoller Gedenkabend thematisierte Nähe, Verlust und Verantwortung im Zusammenhang mit der Pogromnacht von 1938, die einen dunklen Wendepunkt in der Geschichte brachte. Wie HNA berichtet, gestalteten die Lehrerin im Ruhestand Anna-Maria Zimmer und die engagierte Zehntklässlerin Mara Dierks die Gedenkstunde und teilten ihre Kenntnisse über die jüdische Geschichte Eschweges.
Inmitten von Klezmermusik, dargeboten von Lutz Fußangel, wurde eindrücklich veranschaulicht, wie Freundschaften aufgrund von Herkunft zerbrachen. Zimmer, die zahlreiche Zeitzeugen befragt und wertvolle Quellen ausgewertet hat, stellte die erschütternde Realität dar, dass Kinder und Erwachsene wegen ihrer Herkunft getrennt wurden. Gleichzeitig wurde an die mutigen Menschen erinnert, die in Zeiten großer Gefahr menschlichen Beistand leisteten.
Ein Blick in die Vergangenheit
Dierks, die ebenfalls an der Aufarbeitung der jüdischen Geschichte ihrer Heimat arbeitet, ist Teil einer Reihe von Aktivitäten, die helfen, das Bewusstsein für die Vergangenheit zu schärfen. „Es ist wichtig, dass wir uns mit der Geschichte auseinandersetzen“, betont sie. Nach dem Krieg blieb das Thema der Hilfe für jüdische Freunde oft lange ungesprochen, häufig aus der Angst heraus, auf Unverständnis zu stoßen. Zimmer hatte bereits 1989 ein Treffen für ehemalige jüdische Bürger und deren Nachkommen in Eschwege organisiert, was zur Wiederbelebung alter Freundschaften beitrug.
Matthias Beck, Vertreter der Neuapostolischen Kirche, betonte in seinen Begrüßungsworten die immense Bedeutung von Freundschaft, die über die Jahre hinweg bestehen bleibt. Besonders eindrucksvoll war die Möglichkeit, mit Virtual-Reality-Brillen den Innenraum der Synagoge vor der Zerstörung im Jahr 1938 zu erleben. Diese innovative Idee wurde vom Verein der Freundinnen und Freunde jüdischen Lebens unterstützt und sorgte für eine lebendige und greifbare Verbindung zur Geschichte.
Aktive Erinnerungsarbeit in Torgau
Wie wichtig das Gedenken an die Pogrome von 1938 auch in anderen Städten ist, zeigt ein Blick nach Torgau. Dort sind am 9. November 2024 Bürger eingeladen, die Stolpersteine der Opfer der nationalsozialistischen Diktatur zu reinigen. Diese Aktion soll nicht nur die Schicksale der Betroffenen wieder sichtbar machen, sondern auch die Gemeinschaft aktiv zum Gedenken anregen. In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 brannten auch dort Synagogen und jüdische Einrichtungen, was als Beginn der systematischen Verfolgung gilt. So wird in Torgau ebenfalls engagiert an die Vergangenheit erinnert, in der viele jüdische Familien vertrieben wurden.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Gedenkabend in Eschwege und die Aktionen in Torgau bedeutende Schritte sind, um das Bewusstsein für die Schrecken der Vergangenheit zu wahren. „Geschichte vergeht nicht, solange sich Menschen ihr zuwenden“, fasste es eine der Teilnehmerinnen treffend zusammen. Die Fortführung solcher Erinnerungsarbeiten ist unerlässlich, um die Lehren der Vergangenheit nicht zu vergessen.