Kassel: 300 Menschen erinnern an rassistischen Mordversuch an B. Efe

Kassel: 300 Menschen erinnern an rassistischen Mordversuch an B. Efe

Kassel, Deutschland - Rund 300 Menschen haben am vergangenen Samstag in der Kasseler Nordstadt an den rassistisch motivierten Mordversuch an dem Taxifahrer B. Efe erinnert. Die Kundgebung fand anlässlich des fünften Jahrestags des Angriffs statt und wurde unter das Motto „Noch lange kein Schlussstrich“ gestellt. Die Teilnehmer:innen forderten eine lückenlose Aufarbeitung des Falls und ein klares politisches Bekenntnis zu den rassistischen Motiven der Tat sowie konkrete Unterstützungsmaßnahmen für Efe, der während seiner Schicht am 21. Juni 2020 brutal mit einem Messer attakiert wurde. Trotz der schweren Verletzungen, die er davontrug, schaffte er es noch, sich in ein Krankenhaus zu retten, berichtet anfdeutsch.com.

Seit diesem Vorfall kämpft B. Efe um Rentenansprüche und Schmerzensgeld, doch bisher wurde ihm jede Entschädigung verweigert. Sein gesundheitlicher Zustand gilt als besorgniserregend, und eine offizielle Anerkennung des rassistischen Motivs steht noch aus. Ein Sprecher der Soligruppe B. Efe 09 kritisierte die gleichgültige Bürokratie, mit der Betroffene rassistischer und rechter Gewalt konfrontiert werden. Insbesondere das Ausbleiben institutioneller Unterstützung wurde scharf verurteilt.

Rassismus als alarmierendes Problem

Die Kundgebung in Kassel ist nicht nur ein Gedenkakt, sondern auch ein klarer Hinweis auf eine alarmierende Entwicklung in Deutschland. Laut einer Pressemitteilung des VBRG e.V. ist die rechte Gewalt im Jahr 2022 um über 15% angestiegen, insbesondere Körperverletzungsdelikte hatten stark zugenommen. Rassismus ist in mehr als der Hälfte der Fälle das dominante Tatmotiv. verband-brg.de berichtet, dass jährlich bis zu fünf rechte Angriffe in 10 von 16 Bundesländern registeriert werden. Für 2023 werden sogar noch höhere Zahlen prognostiziert, mit einem Anstieg der rassistisch motivierten Angriffe von 33% im Vergleich zum Vorjahr.

Beunruhigend ist der rasante Anstieg antisemitisch motivierter Übergriffe, die sich von 54 im Jahr 2021 auf 204 im Jahr 2022 vervierfacht haben. Dies zeigt, dass die Bedrohung durch rechte Gewalt in Deutschland nicht nur bestehen bleibt, sondern sich sogar intensiviert. Berechnungen zufolge waren im Jahr 2022 2.093 politisch motivierte Angriffe zu verzeichnen, die 2.871 Menschen betroffen haben, wie aus den Statistiken des VBRG hervorgeht.

Die Stimmen der Betroffenen

Bei der Kundgebung in Kassel meldeten sich auch andere Betroffene zu Wort. Aynur Satır, Überlebende eines rassistischen Brandanschlags aus dem Jahr 1984, sprach sich für eine starke Unterstützung unter den Betroffenen aus und forderte Aufklärung und die notwendigen Konsequenzen. Diese Solidarität unter Betroffenen wird als essenziell erachtet, um die Stimmen gegen das immer wiederkehrende Unrecht zu bündeln und gegen die Gewalt zu kämpfen.

Die gesellschaftlichen und politischen Reaktionen hängen auch stark von der Wahrnehmung der Behörden ab. Der Verdacht, dass rassistische Motive häufig nicht erkannt oder ignoriert werden, führt zu einem erheblichen Vertrauensverlust in die Polizei und Justiz. Es ist höchste Zeit, dass die Vorschläge des VBRG für flächendeckende Rassismus-Beauftragte in den Strafverfolgungsbehörden ernst genommen werden, um Betroffenen wirksam zu helfen. opferperspektive.de hat das umfangreiche Problem in seinen aktuellen Statistiken dokumentiert und zeigt die besorgniserregenden Zuwächse von Gewaltdelikten über die letzten Jahre auf.

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OrtKassel, Deutschland
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