
Am 19. Januar 2025 feierte das Staatstheater Wiesbaden die Premiere von „Er putzt“, einer von Marie Schleef inszenierten Aufführung, die auf dem mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis ausgezeichneten Text „ER PUTZT“ von Valeria Gordeev basiert. Die Inszenierung thematisiert auf eindrucksvolle Weise das Motiv des Schmutzes als Materie, die am falschen Ort beseitigt werden muss. Hauptfigur Konstantin, dargestellt von den Schauspielern Adi Hrustemović und Jonas Grundner-Culemann, putzt akribisch und hingebungsvoll die Küche, während seine Schwester Lada, gespielt von Victoria Bloss oder Ida Rauschnabel, neben ihm sitzt und fern sieht.
Gordeevs Text wird in dieser Bühnenumsetzung nicht gesprochen, was als untypisch für herkömmliche Inszenierungen gilt. Stattdessen wird eine fast meditative Achtsamkeit erzeugt, während die Charaktere in einer futuristischen Umgebung agieren, die mit bunten Kacheln geschmückt ist. Zeit wird durch eine fortschreitende Uhr symbolisiert, was die effekthaschende Wirkung der Inszenierung verstärkt. Die kreative Herangehensweise von Schleef, die sich in der assoziativen Slow-Motion-Performance widerspiegelt, gibt den Zuschauern Raum zur Kontemplation über die Themen Care-Arbeit und Selbstliebe.
Details zur Inszenierung
Die technische Umsetzung der Aufführung ist bemerkenswert; die Geräusche von Meeresrauschen, Schmatzen, Flüstern und Wischen tragen zur ASMR-Performance bei. Slapstick-Elemente werden durch die Bewegungen der Schauspieler eingeführt, während Konstantin mit der Herausforderungen des Putzens konfrontiert wird. Die Bühne eröffnet dreimal eine hintere Wand, die als Symbol für den Kontakt zur Außenwelt interpretiert werden kann. Kostüme von Eleonore Carrière kombinieren alltägliche und absurde Elemente, was die Darbietung weiter bereichert.
Mit einer Gesamtdauer von 1 Stunde und 20 Minuten ohne Pause bietet die Inszenierung ein intensives Erlebnis. Am Ende umarmt Konstantin ein Staub-Kuschelmonster, was auf ein starkes Happy End hindeutet. Die Fragen zur Motivation Konstantins – sei es Kontemplation, Obsession oder der Versuch, Ordnung in einer fremden Welt herzustellen – bleiben im Raum und regen zur Diskussion an.
Über Valeria Gordeev und ihre inspirierende Arbeit
Valeria Gordeev, die für „ER PUTZT“ den Bachmann-Preis erhielt, arbeitet derzeit an ihrem Debütroman mit dem Titel „Die Zikade entschlüpft ihrer goldglänzenden Hülle“. Ihre Werke spiegeln häufig komplexe soziale Themen wider, die auch in „Er putzt“ zum Tragen kommen. Durch diese Inszenierung gelingt es der Regisseurin Marie Schleef, Gordeevs Textfragment erstmals auf der Theaterbühne lebendig werden zu lassen.
Abgerundet wird die künstlerische Vielfalt mit einem erfahrenen Team, zu dem unter anderem Jae A Shin/Richard Janssen (Sound) und Oliver Porst (Licht) gehören. Jede Ebene der Aufführung, von dramaturgischen Entscheidungen bis hin zu technischen Aspekten, trägt zur Schaffung einer einzigartigen Theatererfahrung bei.
Stefan Bachmann, der für sein künstlerisches Schaffen mehrfach ausgezeichnet wurde, prägt als Intendant des Schauspiel Köln die deutsche Theaterlandschaft seit vielen Jahren. Zudem hat er zahlreiche erfolgreiche Inszenierungen an verschiedenen renommierten Theatern geleitet, die nationale und internationale Beachtung fanden. Seine Weitsicht und Erfahrung in der Theaterregie zeigen sich in der hohen Qualität der Inszenierungen.