
Am Dienstagmorgen, den 25. Februar 2025, wurde in Eschwege ein Wolf gesichtet. Die Sichtung ereignete sich gegen 6:50 Uhr, als eine Mitarbeiterin der Werraland Werkstätten, Sabine L., auf dem Weg zur Arbeit war. Der Wolf, der aus einem sechs Meter langen Gebüsch kam, überquerte die Heubergstraße. Sabine L. beschrieb das Tier als deutlich größer als einen Schäferhund, mit dem typischen graubraunen Fell der Wölfe.
Unmittelbar nach der Sichtung informierte Sabine L. einen Kollegen, der daraufhin Kontakt zu Bernd Eichstädt vom Jagdverein Hubertus aufnahm. Auch das private Infonetzwerk Wolf wurde über die Sichtung in Kenntnis gesetzt, um das zuständige Wolfszentrum bei Hessen Forst zu benachrichtigen. Die Leitung der Werraland Werkstätten wurde ebenfalls darüber informiert. Bei Werraland sind etwa 400 beeinträchtigte Menschen sowie rund 100 Personen in Betreuung und Verwaltung tätig, was die Bedeutung der Information über diese Sichtung unterstreicht.
Sichtungen von Wölfen im Werra-Meißner-Kreis
Das Gelände der Werraland Werkstätten ist zwar mit einem Maschendrahtzaun eingezäunt, hat jedoch zwei große offene Zufahrten, die potenziellen Wildtieren den Zutritt ermöglichen. Eine Spaziergängerin berichtete, dass ihr Labrador an diesem Morgen um 5:30 Uhr aufgeregt war, was möglicherweise mit der späteren Wolfssichtung in Verbindung steht. In den letzten Jahren wurden im Werra-Meißner-Kreis immer wieder Wölfe gesichtet, darunter in Orten wie Bad Sooden-Allendorf, Hornel, Ellingerode und Bebra.
Die Untere Naturschutzbehörde (UNB) im Werra-Meißner-Kreis ist dafür zuständig, naturschutzrechtliche Genehmigungen und Stellungnahmen in Beteiligungsverfahren auszustellen. Diese Behörde spielt eine wichtige Rolle im Biotop- und Artenschutz und setzt die Hessische Biodiversitätsstrategie auf Kreisebene um. Es stellt sich die Frage, wie der Schutz der Wölfe in Verbindung mit den Maßnahmen der UNB steht.
Der kommende Wandel im Wolfsschutz
In einem breiteren europäischen Kontext ist der Wolf nicht länger eine „streng geschützte Art“. Der Ständige Ausschuss der Berner Konvention hat kürzlich für eine Herabstufung des Schutzstatus gestimmt, was von der EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen unterstützt wurde. Während der Wolf weiterhin unter einen gewissen Schutz fällt, haben Mitgliedstaaten nun mehr Spielraum, um Wölfe, die als Bedrohung empfunden werden, zu erlegen.
Diese Entwicklung ist nicht ohne Kontroversen, da Landwirte fordern, die Vorschriften für die Erlegung von Wölfen zu lockern, während Umweltverbände diese Entscheidung als einen gefährlichen Schritt gegen die Biodiversität ohne wissenschaftliche Grundlage kritisieren. In der EU gibt es über 20.000 Wölfe, und die Population hat sich in den letzten zehn Jahren fast verdoppelt, was auf eine erfolgreiche Rückkehr der Art hindeutet.
In Frankreich, wo mehr als tausend Wölfe leben, dürfen diese nur von spezialisiertem Personal erlegt werden. Trotz eines Anstiegs der Wolfspopulation bleibt es gefährlich, da seit 40 Jahren keine tödlichen Angriffe durch Wölfe in Europa gemeldet wurden. Diese Faktoren werfen die dringende Frage auf, wie sich die neue Wolfsschutzpolitik auf zukünftige Sichtungen und das Zusammenleben von Mensch und Wolf auswirken wird.
Die Sichtung in Eschwege ist ein eindringliches Beispiel dafür, dass der Wolf auch in ländlichen Regionen immer wieder in den Fokus der Öffentlichkeit rückt. Die Stärkung von Präventivmaßnahmen und der Austausch zwischen den verschiedenen Akteuren sind entscheidend, um die Sicherheit der Menschen und der Wölfe gleichermaßen zu gewährleisten.
Für Anfragen und Unterstützung im Bereich Natur- und Landschaftsschutz können Interessierte die Untere Naturschutzbehörde unter naturschutz@werra-meissner-kreis.de kontaktieren oder telefonisch unter 05651-302-4830 eine Anfrage stellen.
Für weiterführende Informationen über die Entwicklung des Wolfsschutzes in Europa besuchen Sie die Artikel auf Werra Rundschau, Werra-Meißner-Kreis sowie Euronews.