
In Wiesbaden prägen Maßnahmen zur Verbesserung der Sicherheitslage die aktuelle Kriminalstatistik. Polizeivizepräsidentin Susanne Stewen präsentierte die neuesten Zahlen und betonte den positiven Einfluss der Waffenverbotszone in Teilen der Innenstadt auf die Sicherheitslage. Diese präventiven Schritte zeigen bereits Wirkung, aber sie stehen in einem breiteren Kontext von anhaltenden Herausforderungen und Veränderungen in der Kriminalitätsentwicklung.
Im vergangenen Jahr wurden in der Innenstadt 231 Straftaten mit Waffeneinsatz registriert. Dies sind 18 Fälle mehr als im Vorjahr. Währenddessen stellte die Polizei bei Kontrollen 41 Waffen sicher, darunter 32 Messer. Diese Statistiken verdeutlichen, dass trotz präventiver Maßnahmen weiterhin ein hoher Bedarf an Sicherheitsvorkehrungen besteht. So sind im Bahnhofsbereich und am Platz der Deutschen Einheit insgesamt 70 Videosystemkameras im Einsatz, um Straftaten präventiv zu verhindern.
Kriminalitätsentwicklung in Wiesbaden
Die Gesamtzahl der Straftaten in Wiesbaden ist im Vergleich zu 2023 leicht gestiegen, auf insgesamt 20.600 registrierte Fälle. Dies entspricht einem Anstieg von elf Delikten im Vergleich zum Vorjahr. Die Straßenkriminalität bleibt stabil, was auf die bisherigen Sicherheitsmaßnahmen zurückzuführen ist. 11.200 zusätzliche Einsatzstunden im Rahmen des Programms „Sicheres Wiesbaden“ könnten dazu beigetragen haben.
Die Kriminalitätsbelastung in Wiesbaden liegt bei 7.216 Straftaten pro 100.000 Einwohner und ist damit knapp unter dem Vorjahreswert von 7.275. Dennoch zeigt sich ein Rückgang der Aufklärungsquote, die auf 55,4% gesunken ist. Dieser Rückgang wird durch eine statistische Nacherfassung von Straftaten erklärt. Berücksichtigt man diese Anpassungen, läge die Quote sogar bei 59,4%.
- Insgesamt wurden in Westhessen 53.491 Straftaten erfasst, was einem Anstieg von 288 Fällen im Vergleich zum Vorjahr entspricht.
- Wiesbaden verzeichnet 40% aller Straftaten in der Region, gefolgt von den Landkreisen Main-Taunus (20%), Hochtaunus (17%), Limburg-Weilburg (14%) und Rheingau-Taunus (10%).
Besonders alarmierend ist der Höchststand an Fahrraddiebstählen mit 625 registrierten Fällen. Die Aufklärungsquote liegt hier über zehn Prozent. Die Polizei appelliert an Radfahrer, ihre Fahrräder besser zu sichern, um weitere Verluste zu vermeiden. Die Schadenssumme durch Fahrraddiebstähle in Westhessen beläuft sich auf etwa vier Millionen Euro.
Jugendkriminalität und Prävention
Ein positiver Aspekt der aktuellen Kriminalstatistik ist der Rückgang der Jugendkriminalität. Diese sank um 503 Straftaten auf 5.940 Fälle. Dennoch ist besondere Aufmerksamkeit erforderlich, da von den 21.965 Tatverdächtigen 4.578 unter 21 Jahren sind. Die Jugendkriminalität wird nach wie vor als ernstzunehmende Herausforderung betrachtet.
Das Bundesjugendministerium betont, dass die Mehrheit der tatverdächtigen Kinder und Jugendlichen nur einmal mit dem Gesetz in Konflikt gerät. Allerdings begehen etwa 5-10% der Tatverdächtigen mehrere und teils schwerwiegende Straftaten. „Intensivtäter“ sind häufig männlich und von vielfältigen sozialen Problemen betroffen, die präventive Maßnahmen nötig machen.
Die Kriminalitäts- und Gewaltprävention hat sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten sowohl qualitativ als auch quantitativ weiterentwickelt. Ziel ist es, durch die Zusammenarbeit von Kinder- und Jugendhilfe, Schule, Polizei und Justiz einen nachhaltigen Ansatz zur Vermeidung von Straftaten zu entwickeln. Die Verantwortung für die Umsetzung dieser präventiven Maßnahmen obliegt den Ländern und Kommunen. Gleichzeitig hat das Bundesjugendministerium die Anregungskompetenz, um auf ungelöste Probleme hinzuweisen.
Insgesamt zeigt die aktuelle Situation in Wiesbaden die Notwendigkeit, präventive Maßnahmen weiter zu stärken und den Fokus auf die Bekämpfung von Jugendkriminalität zu legen. Die Entwicklung einer ganzheitlichen Strategie zur Kriminalitätsbekämpfung bleibt eine der entscheidenden Herausforderungen in der Region.
Piwi bietet weitere Informationen an
BMFSFJ zur Prävention von Kinder- und Jugendkriminalität