
Die Corona-Pandemie hat weltweit nicht nur das Gesundheitssystem auf die Probe gestellt, sondern auch zahlreiche menschliche Schicksale geprägt. Dr. Sahm, ein Onkologe am Kettler Krankenhaus in Offenbach, beschreibt die Phase der Pandemie als überaus belastend. Während er bis April 2024 Krebspatienten behandelte, erlebte er horrende Herausforderungen, die mit der Isolierung von Patienten und dem täglichen Anlegen von Schutzkleidung einhergingen. Dabei war nicht nur der berufliche Alltag betroffen, sondern auch der Umgang mit schwerkranken Patienten, die oft allein sterben mussten, während Angehörige von strengen Besuchsverboten ausgenommen waren.
Dr. Sahm hebt die positive Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Abteilungen seines Krankenhauses hervor. Trotz der generellen Anspannung bildete sich eine große Einheit ohne größere Konflikte, die sich auf das Allgemeinwohl fokussierte. Dennoch bleibt ihm der dunkle Moment des Versterbens von Patienten, die trotz eines Wegs der Besserung nach Krebserkrankungen an Covid starben, in lebhafter Erinnerung. Die Problematik der Abschottung von sterbenden Patienten während der Pandemie war für ihn besonders schmerzhaft, da das Kettler Krankenhaus über ein angegliedertes Hospiz verfügt, wo normalerweise der Umgang mit Sterbenden vertraut war.
Die belastende Isolation
Die Isolierung der Patienten wurde durch zahlreiche Leitlinien, die in den letzten Monaten veröffentlicht wurden, nicht ausreichend gewürdigt. Obwohl diese durch ihre detaillierten Vorschläge zur Entscheidungsfindung bei knappen Ressourcen entscheidend waren, blieb die soziale Isolation von Patienten oft unberücksichtigt. Dies führte dazu, dass viele Kranke auf Isolierstationen allein gelassen wurden, während Angehörige nicht zu ihren Lieben auf Intensivstationen und in Palliativdiensten gelangen konnten berichtet.
Ein besonders prägnantes Beispiel dafür ist der Fall eines Ehemannes, der seine Frau auf der Palliativstation nicht besuchen durfte. Die Regelungen führten dazu, dass persönliche und emotionale Abschiede erheblich erschwert oder gar unmöglich gemacht wurden. Psychotherapeutische und seelsorgerische Angebote waren häufig nur telefonisch zugänglich. Das Abbrechen von Chemotherapien zugunsten der wenigen verbleibenden Familientermine verdeutlichte das Dilemma vieler Palliativpatienten während dieser Zeit.
Einblick in die psychische Belastung
Die psychischen Auswirkungen der Pandemie wurden auch in einer umfassenden Analyse untersucht, die sich mit den Folgen für psychisch erkrankte Personen in Deutschland befasste. Von 682 untersuchten Patienten berichteten 60,5 % von signifikanten psychischen Belastungen. Unter den Befragten litten 14,5 % an Ängsten, die durch SARS-CoV-2 und die mögliche Infektion hervorgerufen wurden schildert. Die Erhebung zeigte auch, dass bis zu 43,7 % der Patienten akute therapeutische Interventionen benötigten. Dies verdeutlicht, dass psychisch Vorerkrankte während der Pandemie besonders gefährdet waren und langfristige Folgen hinsichtlich ihrer Gesundheit zu erwarten sind.
Empfehlungen zur Unterstützung dieser Gruppe von Menschen sind dringend notwendig. Zukünftige Maßnahmen sollten die psychisch Erkrankten stärker in den Fokus rücken und die Bedeutung der Förderung von Resilienz sowie personeller Verstärkung in psychiatrischen Einrichtungen berücksichtigen.
Insgesamt bleibt festzuhalten, dass die Corona-Pandemie nicht nur einen medizinischen, sondern auch einen enormen menschlichen und psychologischen Einfluss hatte. Die Lektionen, die aus dieser Zeit gezogen werden können, müssen in angepasste Strategien zur Verbesserung der Patientenversorgung und psychischen Gesundheit münden.