
In Bad Orb, einer Stadt im Main-Kinzig-Kreis, drohen bis zu acht Windräder am Horstberg, die im Rahmen des „Windprojekts Bad Orb/Jossgrund 2-304“ errichtet werden sollen, ernsthaft den Status als Kurstadt zu gefährden. Stadtverwaltung und das Unternehmen Engelbert Strauss haben sich zusammengetan, um gegen das geplante Bauvorhaben zu protestieren. Ein offener Brief, der von der Stadt, dem Ehrenbürger Henning Strauss sowie Eintracht-Präsident Mathias Beck unterzeichnet wurde, fordert den Projektentwickler Ørsted auf, das Vorhaben bis Ende des ersten Quartals 2025 aufzugeben.
Das Hauptanliegen des Schreibens besteht darin, Planungssicherheit für die Neupositionierung Bad Orbs als internationales Gesundheitsziel zu schaffen. Henning Strauss betont, dass der Wald für die Identität der Stadt von entscheidender Bedeutung ist und der Fortbestand des Kurstadt-Status gefährdet wäre. Durch den Windpark sieht die Stadt die wirtschaftliche Grundlage des Kurstandortes in erhöhter Gefahr und erwägt sogar rechtliche Schritte gegen Ørsted.
Kampagne für Waldtherapie
Um die Bedeutung des Waldes zu unterstreichen, setzt Bad Orb auf eine Medienkampagne, die sich um ihr waldtherapeutisches Programm CURA SILVA dreht. Diese Initiative zielt darauf ab, Bad Orb als internationales Zentrum für Waldtherapie zu etablieren und die gesundheitsfördernden Eigenschaften des Waldes hervorzuheben.
Ørsted, der Projektentwickler, verteidigt das Vorhaben vehement. Nach Angaben des Unternehmens befindet sich das geplante Windprojekt in einem für Windnutzung ausgewiesenen Vorranggebiet in Hessen. Ørsted führt an, dass die Flächennutzung im Rahmen rechtstaatlicher Verfahren und im Einklang mit den demokratischen Prinzipien festgelegt wurde. Die betroffene Fläche gehört dem Landesbetrieb HessenForst, der eine Nutzung für Windenergie vorsieht. Ørsted sieht somit keinen Widerspruch zu den Zielen Bad Orbs, sondern vielmehr eine Ergänzung der Bestrebungen, Gesundheit und Klimaschutz in Einklang zu bringen.
Ökologische Herausforderungen
Angesichts der ökologischen Herausforderungen, die der Bau von Windenergieanlagen (WEA) im Wald mit sich bringt, müssen zahlreiche gesetzliche Vorgaben beachtet werden. Bevor die Windräder errichtet werden, sind Untersuchungen zur Wahrung schützenswerter Arten und Lebensräume erforderlich. Dies beinhaltet die Feststellung, ob die geplanten Bauarbeiten gegen elementare Naturschutzbestimmungen verstoßen könnten, wie das Tötungsverbot, das Störungsverbot und das Verbot der Zerstörung von Fortpflanzungs- oder Ruhestätten geschützter Arten.
Die Rodungsarbeiten, die zur Erschließung des Windparks notwendig sind, könnten wichtige Lebensräume für bedrohte Arten wie Spechte, Eulen und Fledermäuse negativ beeinflussen. In diesem Zusammenhang ist es wichtig, Schutz- und Vermeidungsmaßnahmen zu ergreifen, um Algorithmen wie das ProBat Tool zu nutzen, um insbesondere Fledermäusen im Wald gerecht zu werden.
Zusammenfassend ist der Konflikt um die Windräder am Horstberg nicht nur ein Streit um die zukünftige Entwicklung Bad Orbs, sondern umfasst auch komplexe Fragestellungen zum Schutz der Umwelt und den Erhalt biologischer Vielfalt. Die nächsten Monate werden entscheidend sein, um einen tragfähigen Kompromiss zwischen ökologischen Gesichtspunkten und den wirtschaftlichen Interessen der Stadt zu finden.
Für weitere Informationen über die Argumente und Hintergründe dieser Debatte, siehe auch die Berichterstattung von Osthessen News, zusätzliche Perspektiven von Spiegel Online und Informationen des Bundesamtes für Naturschutz.