
Die Herausforderungen und Chancen im Pflegebereich sind vielfältig. Anja Schmalz-Trupp, die seit 40 Jahren als Altenpflegerin bei der Hanauer Martin-Luther-Stiftung arbeitet, hat in ihrer Zeit eine bemerkenswerte Entwicklung der Branche miterlebt. Ihre Karriere begann 1984, als es für Auszubildende in der Altenpflege keine Vergütung gab, was die Ausbildung für viele unerschwinglich machte. Zu ihren ersten Erlebnissen gehörte der Umgang mit den hygienischen Anforderungen, die sie an ihrem ersten Ausbildungstag überforderten.
In den vergangenen Jahrzehnten hat sich die Pflege grundlegend verändert. Früher lautete die einfache Vorgabe in der Pflege „Satt und sauber“. Heute ist eine ganzheitliche Betreuung gefragt, die alle Aspekte des Lebens der Pflegebedürftigen berücksichtigt. Schmalz-Trupp hat sich auf die Pflege von Menschen mit Demenz spezialisiert und dabei Konzepte entwickelt, die diesen Menschen ein sicheres Umfeld bieten, beispielsweise durch die Einführung bunter Kleidung anstelle der traditionellen weißen Kittel.
Veränderte Anforderungen in der Pflege
Die gesellschaftlichen Anforderungen haben sich gewandelt. Pflegekräfte wie Schmalz-Trupp müssen zunehmend die individuellen Bedürfnisse und Wünsche der Senioren berücksichtigen. Darüber hinaus sind technologische Entwicklungen nicht mehr wegzudenken. Von digitalen Patientenakten bis hin zu robotergestützten Pflegehilfsmitteln – die Einführung neuer Technologien erfordert von den Pflegekräften eine ständige Weiterbildung und Anpassungsfähigkeit an moderne Arbeitsweisen. Über 80 % der Befragten einer aktuellen Trendstudie beklagen, dass die Digitalisierung in ihren Einrichtungen nur unzureichend umgesetzt wird, was für die Fachkräfte zu einem weiteren Druck führt.
Die Trendstudie „Pflege 2024“ zeigt, dass Führungskräfte digitale Technologien einführen müssen, um den Druck auf die Belegschaft zu senken und die Abwanderung von Mitarbeitenden zu verhindern. Gleichzeitig müssen sie auch die hohen Erwartungen der Pflegekräfte erfüllen, die eine intuitive Bedienung, eine nahtlose Anwendung und flexible Anpassungsmöglichkeiten an Arbeitsprozesse verlangen. Stress und Arbeitsbelastung gehören zu den häufigsten Gründen für Überlegungen, den Beruf zu wechseln.
Persönliches Engagement und Herausforderungen
Die persönliche Note spielt in der Pflege eine wichtige Rolle. Schmalz-Trupp sieht ihre Aufgabe nicht nur als Beruf, sondern als Berufung. Ihr Engagement zeigt sich auch im Ausgleich durch das Kochen von Marmelade, das sie für ihr Team und die Bewohner mitbringt. In einer Zeit, in der die Zusammenarbeit mit Angehörigen oft schwieriger geworden ist, auf der Suche nach einem Miteinander, bleibt ihr die Liebe zu ihrer Arbeit und die Unterstützung ihrer Kollegen und der Bewohner wichtig.
Laut den aktuellen Daten muss sich die Branche auch mit einem Mangel an qualifiziertem Personal auseinandersetzen. Dies führt zu einer höheren Arbeitsbelastung, die die Pflegequalität beeinträchtigen könnte. Angesichts der zunehmend älter werdenden Bevölkerung ist es entscheidend, Maßnahmen zur Gewinnung und Bindung von Pflegekräften zu entwickeln. Die Karrierewege im Pflegebereich erweitern sich, insbesondere in zukunftsträchtigen Bereichen wie Gerontologie und Palliativpflege.
Die Pflege wird nicht nur als Beruf, sondern als wesentlicher Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens immer bedeutender. Innovative, datenbasierte Ansätze und die Unterstützung durch moderne Technologien könnten letztlich neue Chancen eröffnen, um den Herausforderungen der Zukunft gerecht zu werden. Wie Anja Schmalz-Trupp zeigt, können mit Engagement, Empathie und den richtigen Werkzeugen auch schwierige Zeiten gemeistert werden.
berufsinformation.org zeigt, dass …