
Am 6. April 2025 fand ein entscheidendes Ortstermin an der Interimsspielstätte des Staatstheaters Kassel statt. Vertreten waren Uwe Gabriel von der GWG, Otto Schweitzer von NÜSSLI, Intendant Florian Lutz, Oberbürgermeister Sven Schoeller sowie Kunst- und Kulturminister Timon Gremmels. Die Besichtigung markiert einen wichtigen Schritt im Bau einer modularen und vollständig rück- und wiederaufbaubaren Theaterstätte, die auf einem ehemaligen Kasernengrundstück errichtet wird.
Diese neue Interimsspielstätte wird nicht nur Raum für Oper, Schauspiel, Tanz und Konzerte bieten, sondern auch ein zentrales kulturelles Herzstück der Stadt darstellen. Die Träger des Projekts sind die Stadt Kassel und das Land Hessen, die sich die Finanzierung bereits aufgeteilt haben, wobei Hessen 80% der Kosten übernimmt. Oberbürgermeister Schoeller betonte die Notwendigkeit dieser Ersatzspielstätte, nachdem der Sanierungsbedarf des Großen Hauses des Staatstheaters im Jahr 2018 festgestellt und die Schließung im Sommer 2023 eingeleitet wurde.
Bau und Infrastruktur
Die Interimsspielstätte ist für 850 Besucher konzipiert und beinhaltet einen Orchestergraben. Dies stellt eine Herausforderung dar, da bis zu 300 Mitarbeitenden mit über 100 verschiedenen Arbeitsräumen umziehen müssen. Ein temporärer Modul-Systembau wird im Innenbereich der ehemaligen Jägerkaserne I errichtet, während 160 vorgefertigte Container die funktionale Infrastruktur rund um das Hauptgebäude bilden. Diese Container werden Künstlergarderoben, Technik- und Lagerräume, Kostümfundus, Werkstätten, Büros, Küchenbereiche, Toiletten und einen Ticketshop beherbergen.
Die GWG, als Investorin und Bauherrin, hat die Firma Nüssli als Generalübernehmer ausgewählt, nachdem ein europaweites Vergabeverfahren durchgeführt wurde. Die interimistische Spielstätte soll am 31. Oktober 2025 eröffnet werden. Zukünftig wird die Stadt Kassel zudem eine städtebauliche Entwicklung auf dem Gelände der Jägerkaserne I planen, die etwa 200 neue Wohnungen und eine Quartiersgarage umfassen soll. Diese sollen spätestens im dritten Quartal 2027 bezugsfertig sein.
Theatertradition in Kassel
Kassel kann auf über 400 Jahre Theatergeschichte zurückblicken. Das Ottoneum, das unter Landgraf Moritz als erster fester Theaterbau Deutschlands errichtet wurde, ist ein bedeutendes Zeugnis dieser Tradition. Das Staatsorchester Kassel, das aus der 1502 gegründeten Hofkapelle hervorging, feierte vor kurzem sein 500-jähriges Bestehen. Die Interimsspielstätte wird in zentraler Lage zwischen dem Park Schönfeld, dem Auestadion und der Nordhessenarena errichtet, um eine optimale Erreichbarkeit zu gewährleisten.
Zusätzlich wird es zwei fußläufige Zugänge zur Spielstätte geben, einschließlich einer Wegeverbindung zur Frankfurter Straße. Für die Theaterbesucher werden 200 Parkplätze auf dem HNA-Gelände zur Verfügung stehen, und auch Fahrrad- sowie Mitarbeiterstellplätze werden eingerichtet. Diese umfassenden Maßnahmen zeigen, dass Kassel sich nicht nur um die unmittelbare Theaterkultur kümmert, sondern auch um die gesamte Infrastruktur, um den Besuchern ein angenehmes Erlebnis zu bieten.
In der kommenden Spielzeit plant das Staatstheater, dem Publikum im alten Opernhaus zwei Produktionen mit geringem bühnentechnischem Aufwand anzubieten, während die Interimsspielstätte in Betrieb geht. So bleibt die kulturelle Vielfalt in Kassel trotz der Sanierungsarbeiten im Großen Haus erhalten.