
Irmgard Braun-Lübcke, die Witwe des 2019 ermordeten hessischen Politikers Walter Lübcke, hat sich vehement gegen die Äußerungen von Friedrich Merz gewandt, dem designierten Bundeskanzler der CDU. In einer deutlichen Stellungnahme äußerte sie, dass Merz‘ Bemerkungen sie und ihre Familie „sehr befremdet“ haben. Diese Reaktionen kommen, nachdem Merz in München Fragen aufwarf, wo sich die Antifa und andere Protestierer während des Mordes an ihrem Mann befanden. Dies steht im Kontrast zu der breiten gesellschaftlichen Bewegung, die sich nach Lübckes Tod gegen Gewalt und Hetze formierte, wie HNA berichtet.
Nach dem Mord an Walter Lübcke am 2. Juni 2019, begangen von Stephan Ernst, der im Jahr 2020 zu lebenslanger Haft verurteilt wurde, gingen tausende Menschen in Städten wie Wolfhagen und Kassel auf die Straße. Braun-Lübcke verwies auf diese massiven Proteste als Ausdruck eines starken gesellschaftlichen Bekenntnisses zu Demokratie und Werten. Diese Bewegung setzte ein Zeichen gegen Gewalt, Hass und Hetze und bekräftigte die Prinzipien von Freiheit und Menschlichkeit, so Tagesschau.
Reaktionen innerhalb der CDU
Die Reaktionen auf Merz‘ Äußerungen sind gemischt. Während Merz über einen Sprecher keine Stellungnahme zu Braun-Lübckes Kritik abgab, bleibt dies auch anderen prominenten CDU-Politikern nicht verborgen. Hessens Ministerpräsident Boris Rhein und der Bundestagsabgeordnete Michael Brand äußerten sich ebenfalls nicht zu dem Vorfall. Hingegen unterstützen Maximilian Bathon und Michael Aufenanger, die Vorsitzenden der CDU in Kassel-Stadt und Kassel-Land, die Klage von Braun-Lübcke. Sie hoben die Bedeutung der Reaktionen der Zivilgesellschaft nach dem brutalen Mord hervor.
„Wo war Merz bei Gedenkveranstaltungen und Mahnwachen?“, fragen Kritiker und verweisen auf die Teilnahme des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier, der im Jahr 2024 bei der Gedenkfeier zum fünften Todestag von Lübcke sprach. Auch die Walter-Lübcke-Schule in Wolfhagen hat sich deutlich hinter die Familie gestellt. Kassels Oberbürgermeister Sven Schoeller sowie SPD-Minister Timon Gremmels forderten Merz auf, sich zu entschuldigen.
Forderungen nach Entschuldigung und Dialog
Die Kritik an Merz wird auch von der Demokratie-Initiative „Offen für Vielfalt“ laut, die die Äußerungen als unangemessen empfindet. Michael Sasse von der Initiative fordert den CDU-Chef auf, sich für sein Verhalten zu entschuldigen und das Gespräch mit Braun-Lübcke zu suchen. Jakob Migenda von den Linken betonte die Notwendigkeit einer ernsthaften Auseinandersetzung mit der zunehmenden Gefahr von rechtsradikalen Tendenzen in der Gesellschaft.
In den sozialen Medien wurde die Kritik an Merz vielfach geteilt, unter anderem von führenden Politikerinnen wie Ricarda Lang und Gilda Sahebi. Dies zeigt, dass der Umgang mit Lübckes Tod und die Auseinandersetzung mit seinen Idealen der Zivilcourage und der Unterstützung für Flüchtlinge weiterhin ein relevantes und emotional aufgeladenes Thema in der deutschen Politik darstellt.