
Am 1. Februar 2025 fand in der Hochschul-, Landes- und Stadtbibliothek (HLSB) Fulda eine besondere Veranstaltung unter dem Titel „Living Library“ statt. Ziel dieser Begegnung war es, Menschen mit unterschiedlichen Lebenserfahrungen zusammenzubringen und einen interkulturellen Austausch zu fördern. Dabei fungierten sieben „lebende Bücher“, die persönliche Geschichten über ihre Erfahrungen mit Flucht und Migration erzählten. Interessierte Zuhörer konnten diese „Bücher“ für jeweils 20 bis 30 Minuten „ausleihen“, ihnen zuhören und Fragen stellen.
Diese Veranstaltung ist Teil einer zweisemestrigen Projektwerkstatt im Bachelorstudiengang Soziale Arbeit und wird in Kooperation mit dem Kulturamt Stadt Fulda, der Hochschule Fulda und der HLSB Fulda durchgeführt. Dr. Thomas Heiler und Prof. Dr. Martina Ritter berichteten von dem großen Interesse sowie dem Engagement der Studierenden, die verantwortlich für die Akquise der „Bücher“, die Organisation und den Programmablauf waren. Ziel war es, Vorurteile abzubauen und ein besseres Verständnis für die Herausforderungen des Lebens zu fördern.
Hintergrund der „Lebenden Bibliothek“
Das Konzept der „Lebenden Bibliothek“ stammt ursprünglich aus Dänemark und hat sich seitdem in verschiedenen Kontexten bewährt. Es wird in öffentlichen Räumen, wie beispielsweise auf Straßenfesten, sowie in geschlossenen Gruppen eingesetzt, um Bildung und Begegnung auf persönlicher Ebene zu fördern. Besonders wirksam ist die Methode als Anti-Diskriminierungs-Workshop in Schulen und anderen Einrichtungen.
Das Credo hinter der „Lebenden Bibliothek“ lautet: Miteinander statt übereinander reden. Durch den Dialog werden Erfahrungen aus erster Hand geteilt, was hilft, vorgefertigte Meinungen und Klischees zu hinterfragen. Die Veranstaltung findet in einem geschützten Rahmen statt, um eine ungestörte Gesprächsatmosphäre zu gewährleisten. Es gelten Regeln für den respektvollen Umgang, wobei jedes „Buch“ selbst entscheiden kann, wie viel es erzählen möchte.
Interkulturelle Kommunikation als Schlüssel
Die Bedeutung von interkultureller Kommunikation wird in Deutschland immer mehr erkannt, besonders in divers besetzten Teams. Oft werden Missverständnisse mit Kolleg*innen aus anderen Kulturen kulturellen Differenzen zugeschrieben, was Stereotype und Vorurteile verstärken kann. Um dem entgegenzuwirken, betont die INQA (Initiative Neue Qualität der Arbeit) die Wichtigkeit eines aktiven Diversitätsmanagements.
Hierbei spielen verschiedene Faktoren eine Rolle, wie die Dekulturalisierung, welche Menschen unabhängig von ihrer Nationalität betrachtet. Vielfaltsbewusste Kommunikation berücksichtigt die sozialen und kulturellen Prägungen von Mitarbeitern und fördert somit ein inklusives Denken und Handeln. Auch die Beachtung von nonverbalen Signalen wie Mimik und Gestik ist entscheidend, um Missverständnisse zu minimieren und Vertrauen aufzubauen.
Insgesamt verdeutlicht die „Living Library“-Veranstaltung in Fulda, wie wichtig direkte Begegnungen und das Teilen von Lebensgeschichten sind, um ein tieferes Verständnis für die Herausforderungen und Chancen des Lebens zu entwickeln. Solche Formate stärken nicht nur den interkulturellen Austausch, sondern tragen auch aktiv zur Bekämpfung von Vorurteilen bei.