
Die Drahtbrücke in Kassel, die die Stadtteile Unterneustadt und Mitte über die Fulda verbindet, ist ein bedeutendes Baudenkmal mit einer bewegten Geschichte. Errichtet im Jahr 1870, wurde die Fußgängerbrücke als Hängebrücke konstruiert und von dem renommierten Ingenieurbüro Henschel entworfen. Mit einer Spannweite von 84 Metern hängt sie majestätisch zwischen zwei Pylonen und ist ein beliebter Übergang für Fußgänger und Radfahrer alike.
Ursprünglich war die Nutzung der Brücke kostenpflichtig: Bis zum 31. März 1896 mussten Fußgänger 3 Pfennig und Reiter 3 Silbergroschen für die Überquerung zahlen. Nach der Übertragung des Eigentums an die Stadt Kassel wurde die Überquerung jedoch kostenlos, was zu einer erhöhten Nutzung des Bauwerks führte. Vor der Drahtbrücke existierte eine Schiffsbrücke, die bis in die 1840er Jahre in Betrieb war und später durch eine Fähre ersetzt wurde.
Die Herausforderungen und Schäden der Brücke
Im Laufe der Jahre erlitt die Drahtbrücke mehrere schwere Schäden. Im Winter 1940 wurde sie durch Eismassen stark beschädigt, gefolgt von weiteren Zerstörungen durch Hochwasser im Mai 1943, nachdem die Edersee-Staumauer zerstört wurde. Ein Bombenangriff im Jahr 1945 führte zu zusätzlichen erheblichen Schäden. Nach diesen Vorfällen wurde die Brücke wieder inbetriebgenommen, die genaue Wiedereröffnung fand im Jahr 1946 statt.
Die Instandhaltung der Brücke blieb eine Herausforderung. So wurde 1955 ein Zusatzpfeiler in der Flussmitte hinzugefügt, um die Tragfähigkeit zu erhöhen. Zwischen 1997 und verschiedenen Erhaltungsmaßnahmen wurde die Brücke regelmäßig genutzt, insbesondere während des Kasseler Zissels, was ihre Relevanz in der Stadt unterstreicht. In einer umfassenden Sanierung im Jahr 1997 wurden Pylone restauriert, und die Gehwegsegmente wurden durch Betonfertigteile ersetzt.
Aktuelle Bauarbeiten und zukünftige Erhaltungsmaßnahmen
Aktuell ist die Drahtbrücke für etwa ein halbes Jahr gesperrt, da umfassende Bauarbeiten durchgeführt werden. Diese umfassen die Entfernung von Rost und die Erneuerung der Aufhängungen, um die Struktur für die nächsten 50 Jahre instand zu halten. Die Fertigstellung der Arbeiten wird bis Ostern 2025 angestrebt. Dies zeigt den ungebrochenen Willen der Stadt Kassel, ihre historische Brücke zu erhalten und weiterhin Millionen von Besuchern und Bewohnern als Verbindungsstück zur Verfügung zu stellen.
Die Drahtbrücke bleibt nicht nur ein technisches Meisterwerk, sondern auch ein Symbol für die Geschichte und die Entwicklung der Stadt Kassel. Ihre Überquerung bietet nicht nur einen praktischen Nutzen, sondern auch einen einzigartigen Blick auf die malerische Fulda und die umgebende Natur.