
In Hessen ist die Situation bei den Führerscheinprüfungen im Jahr 2024 alarmierend. Fast 40 Prozent der Fahrschüler haben die theoretische Prüfung nicht bestanden, wie Uwe Herrmann, Leiter der technischen Prüfstelle für den Kfz-Verkehr des TÜV Hessen, mitteilte. Diese hohen Durchfallquoten sind nicht nur ein lokales Problem, sondern spiegeln einen bundesweiten Negativtrend wider, der sich in den letzten Jahren verstärkt hat. Während es 2023 insgesamt 135.786 theoretische Prüfungen gab, fielen 50.648 Prüflinge durch, was einer Durchfallquote von 37,3 Prozent entspricht. Für 2024 zeichnen sich ähnliche Zahlen ab, mit vorläufig 53.114 nicht bestandenen Prüfungen bei insgesamt 142.478 abgelegten theoretischen Prüfungen.
Zusätzlich hat die Durchfallquote bei der praktischen Prüfung einen besorgniserregenden Anstieg erlebt. In 2024 fielen 35.869 der 127.891 praktischen Prüfungen durch, was einer Quote von 28 Prozent entspricht. Im Vergleich dazu lag diese Rate 2023 noch bei 27,2 Prozent. Der TÜV-Verband registriert damit bundesweit eine Durchfallquote von rund 42 Prozent bei theoretischen Prüfungen im Jahr 2023, während die praktische Prüfung bei 30 Prozent liegt. Diese Statistiken sind beunruhigend, da sie im Vergleich zu den Vorjahren eine drastische Verschlechterung zeigen – die theoretische Durchfallquote stieg um 10 Prozentpunkte seit 2014.
Ursachen für die steigenden Durchfallquoten
Uwe Herrmann sieht als Ursache für die hohe Anzahl der Durchfaller die veränderten Lernstrategien und Einstellungen der Fahrschüler. Besonders die Ablenkungen durch elektronische Geräte beeinflussen die Verkehrswahrnehmung der Jugendlichen negativ. Während der Corona-Pandemie war die Durchfallquote der theoretischen Prüfungen kurzzeitig um zwei Prozentpunkte gesunken, hat sich seitdem jedoch wieder verschlechtert. Zusätzlich werden immer häufiger Betrugsversuche bei den Prüfungen registriert, was die Notwendigkeit einer kritischeren Prüfungsaufsicht unterstreicht.
Die theoretische Prüfung für die Klasse B umfasst mittlerweile 1.000 Fragen, wobei neue Themen wie Fahrerassistenzsysteme und Elektromobilität in den Lernstoff aufgenommen wurden. Dies stellt viele Fahrschüler vor zusätzliche Herausforderungen, zumal der hessische Fahrlehrerverband plant, die Theorie- und Praxisstunden enger zu verzahnen, um bessere Ergebnisse zu erzielen.
Bundesweite Trends und Maßnahmen
Ebenfalls im Blick sind die bundesweiten Trends, die im Jahr 2023 eine Zunahme der theoretischen Prüfungen auf etwa 1,97 Millionen zeigen, während die praktischen Prüfungen leicht auf rund 1,77 Millionen stiegen. Doch die Durchfallquote hat mit 42 Prozent bei den theoretischen Prüfungen und 30 Prozent bei den praktischen Prüfungen einen neuen Rekordstand erreicht, was durch einen Anstieg an Wiederholungsprüfungen bedingt ist. Rund 720.000 theoretische Prüfungen waren Wiederholungen, bei denen 54 Prozent der Teilnehmer durchfielen.
Der TÜV-Verband fordert, die Qualität der Fahrausbildung durch moderne Lehrmethoden und gezielte Prüfungsvorbereitungen zu verbessern. Zudem wird eine stärkere Förderung der Mobilitätserziehung in Schulen empfohlen. Diese Forderung wird durch die Unterstützung der EU-Kommission bei der neuen Führerscheinrichtlinie untermauert, die das begleitete Fahren ab 17 Jahren fördern soll. Auch die Einführung eines digitalen Führerscheins zur Reduzierung des Verwaltungsaufwands wird als notwendig erachtet.
Die Entwicklungen der vergangenen Jahre haben zudem einen signifikanten Anstieg der Führerscheinkosten zur Folge gehabt. Rund 45 Prozent der Fahranfänger geben an, zwischen 2.500 und 3.500 Euro für ihren Führerschein auszugeben, was auf steigende Kosten für Kraftstoff, Personal und Fahrzeuge zurückzuführen ist. Diese finanziellen Belastungen kommen zusätzlich zu den Herausforderungen bei der Prüfung.
Der TÜV-Verband mahnt, dass aufgrund der hohen Durchfallquoten und der zunehmenden Belastung des Prüfsystems Maßnahmen ergriffen werden müssten, um den Fahrschülern die bestmögliche Ausbildung und Prüfungserfahrung zu gewährleisten. Die Verkehrserziehung und eine gezielte Ausbildung müssen dabei einen höheren Stellenwert einnehmen, um langfristig die Verkehrssicherheit zu erhöhen.
Insgesamt zeigt sich, dass das Führerscheinwesen in Deutschland auf hohem Niveau agiert, jedoch in Anbetracht der steigenden Durchfallquoten und der Herausforderungen in der Ausbildung eine dringende Reform benötigt. Es gilt, sowohl Fahrschüler als auch Fahrlehrer besser auf die Anforderungen der Prüfungen vorzubereiten und die Qualität der Ausbildung nachhaltig zu verbessern. [FAZ] berichtet, dass … [TÜV-Verband] fordert … [Deutsche Handwerks Zeitung] zeigt auf …