
Im Kreis Bergstraße hat das NORIE-Projekt (Netzwerk Ortsnahe Versorgung Ried) im Jahr 2020 seine Tore geöffnet, um einer zunehmend besorgniserregenden Situation in der Gesundheitsversorgung zu begegnen. Insbesondere die hausärztliche Versorgung im ländlichen Raum hat sich signifikant verschlechtert. Im Jahr 2018 lagen in sieben Gemeinden die fiktiven Versorgungsgrade unter 75%, was als unterversorgt gilt. Ein Umstand, der vor allem die Kommunen Biblis, Bürstadt, Einhausen, Groß-Rohrheim, Lampertheim und Lorsch betrifft, um nur einige zu nennen. Positive Impulse sollen nun durch das NORIE-Projekt gesetzt werden, dessen Ziel es ist, eine bedarfsgerechte, nachhaltige und qualitativ hochwertige Gesundheitsversorgung sicherzustellen. Dies wurde auch bei der Abschlussveranstaltung des Projekts deutlich, an der Landrat Christian Engelhardt und Erste Kreisbeigeordnete Angelika Beckenbach teilnahmen und die Bedeutung der interkommunalen Zusammenarbeit betonten. In diesem Rahmen hielt auch die Hessische Ministerin Diana Stolz ein Grußwort zur Gründung.
Im Detail hat der Fachbereich Gesundheitsversorgung des Kreises Bergstraße eine Vielzahl von Maßnahmen initiiert, die die Gesundheitsversorgung in der Region aktiv verbessern sollen. Zu den Kernaufgaben gehören die Analyse der Versorgungsbedarfe, Gesundheitsförderung sowie die Nachfolgenförderung, um die Verfügbarkeit von Ärzten, insbesondere im ländlichen Raum, langfristig zu sichern. Da es in ländlichen Regionen oft weniger Gesundheitsversorgungseinrichtungen gibt als in städtischen Gebieten, wird eine enge Kooperation zwischen den verschiedenen Akteuren der Gesundheitsversorgung unerlässlich.
Kernmaßnahmen und Erfolge
Zu den besonderen Erfolgen des NORIE-Projekts gehört die Implementierung der Psychosozialen Fachkraft auf dem Land (PauLa). Diese Initiative bietet hilfreiche Verweisberatungen und Unterstützung für Seniorinnen und Senioren, die keinen Pflegegrad haben. Die Projekte der PauLas, wie der Sturzprophylaxekurs und die Wanderausstellung „Was heißt schon alt?“, zielen auf die Gesundheitsförderung sowie die Steigerung der Selbstbestimmtheit älterer Menschen ab und sind ein Schritt in die richtige Richtung.
Die Erfahrungen, die im Rahmen des NORIE-Projektes gesammelt werden, sollen zudem zur Entwicklung regionaler Versorgungsstrategien genutzt werden. Das Land Hessen fördert das Projekt aktiv, was den lokalen Akteuren zusätzliche Spielräume gibt. Ein Schwerpunkt liegt auch in der Zusammenarbeit mit bedeutenden Institutionen wie dem Universitätsklinikum Heidelberg und der Goethe Universität Frankfurt am Main.
Das ländliche Gesundheitsversorgungssystem im Fokus
Die Herausforderungen in der Gesundheitsversorgung ländlicher Regionen sind vielschichtig. Die Bevölkerung erwartet hochwertige Dienstleistungen unabhängig von ihrem Wohnort. Allerdings führt die geringe Bevölkerungsdichte dazu, dass Gesundheitsversorgungseinrichtungen weiter entfernt sind, was längere Anfahrtswege für Patienten zur Folge hat. Dies gilt insbesondere für spezialisierte Versorgungsleistungen und stellt eine erhebliche Hürde dar. Laut Berichten sind weniger Ärzte pro Einwohner in ländlichen Gebieten verfügbar, was die Situation zusätzlich verschärft. Innovative Versorgungsmodelle sind daher gefordert, um die bestehenden Lücken zu schließen und eine adäquate medizinische Versorgung sicherzustellen.
Ein Beispiel erfolgreicher innovativer Modelle könnte die Arbeitsteilung zwischen verschiedenen Gesundheitsberufen sein oder digitale Vernetzungen, die Telemedizin nutzen. Diese Lösungen sind notwendig, um den Kosteneffizienz- und Versorgungssicherheitskonflikt zu entschärfen. Jüngste Entwicklungen zeigen, dass mobile Dienstleister zunehmend relevante Gesundheitsdienstleistungen direkt zu Patienten bringen und somit die Zugänglichkeit verbessern.
Die verschiedenen Ansätze, wie sie im NORIE-Projekt erarbeitet werden, können somit nicht nur als Modell für die Region Bergstraße, sondern als Beispiel für viele ländliche Gebiete in Deutschland und darüber hinaus dienen. Der Dialog und die Zusammenarbeit zwischen den Gemeinden sowie die Einbindung von Fachleuten sind entscheidend für das angestrebte Ziel einer umfassenden und gerechten Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum.